Girona – Probleme in der Politik, sensationeller Erfolg auf dem Fußballplatz: Die katalanische Separatisten-Hochburg Girona feiert den 2:1-Sieg des heimischen Fútbol Club gegen den spanischen Meister Real Madrid als Trost für die dahin schwindenden Unabhängigkeitsträume.
Mit dem Triumph machte der Primera-División-Neuling auch die Titelverteidigungs-Pläne der Königlichen fast schon zunichte. Denn bei einem Acht-Punkte-Rückstand, wie sie Weltmeister Toni Kroos & Co. nach nur zehn Runden zu Tabellenführer FC Barcelona aufweisen, hat Real noch nie La Liga gewinnen können.
In den sozialen Medien gab es für Real ordentlich Häme. Für Belustigung sorgte die Tatsache, dass der Vorzeigeclub der spanischen Unionisten und Monarchisten ausgerechnet vom FC Girona abserviert wurde, dem Lieblings-Verein des am Samstag von der Madrider Zentralregierung wegen seiner Unabhängigkeitspläne abgesetzten katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont. Der Verein wird auch vom früheren Bayern-Trainer Pep Guardiola und dessen Club Manchester City finanziell unterstützt.
Der wegen Rebellion von einer 30-jährigen Haftstrafe bedrohte Puigdemont nutzte derweil die Gunst der Stunde trotz aller Probleme für seine politischen Ziele aus und feierte auf Twitter den «Aufstand» des katalanischen Fußballzwerges mit folgenden Worten: «Der Sieg von Girona über eine der größten Mannschaften der Welt ist ein Beispiel und eine Referenz für viele Situationen.»
«Das Spiel ist aus», titelte die Sportzeitung «Marca» zu den Meisterschaftsaussichten Reals. Erstmals in der Saison spricht «Marca» – so etwas wie das Hausblatt Reals – von einer Krise beim Team von Trainer Zinédine Zidane. «Es ist der schwierigste Augenblick der Ära Zidane», heiß es. TV-Kommentatoren meinten sogar, der Job des Franzosen, der kürzlich erst zum Welttrainer des Jahres ausgezeichnet worden war, sei bereits in Gefahr. Das Champions-League-Duell am Mittwochabend bei Tottenham Hotspur könne hierbei von entscheidender Bedeutung sein. Eine neue Niederlage könne das Aus für Zidane bedeuten, heißt es.
Der Coach versuchte unterdessen, die Wogen zu glätten und die «historische Demütigung» – wie die Zeitung «La Vanguardia» schrieb – schönzureden. «So schlecht haben wir nicht gespielt, uns hat etwas Intensität gefehlt», beteuerte der Weltmeister von 1998 nachdem Christian Stuani (54.) und Portu (58.) die Partie nach dem frühen Führungstor der Gäste durch Isco (12.) gedreht hatten. Mittelfeldmann Casemiro widersprach dem Chef derweil öffentlich. «Wir müssen besser spielen und auch mehr arbeiten», sagte der Brasilianer vor Journalisten.
Aber wie kann Zidanes Job nach all den Erfolgen so schnell gefährdet sein? In der Königsklasse ist Real der Einzug ins Achtelfinale auch dank der Schwäche von Gruppengegner Borussia Dortmund auch bei einer Niederlage in London wohl kaum noch zu nehmen. Und der Franzose hat doch in knapp zwei Jahren sieben Titel gewonnen, darunter zwei Mal die Champions League. Doch bei Real gelten andere Gesetze. Jupp Heynckes wurde 1998 sogar kurz nach dem Gewinn der Champions League beurlaubt.
Madrid präsentiert in dieser noch jungen Saison sehr viele Schwachstellen. An erster Stelle die Liga-Dürre des frisch gekürten Weltfußballers Cristiano Ronaldo. Der Portugiese hat nach zehn Runden – von denen er wegen einer Sperre nur bei sechs mit von der Partie war – ein einziges klägliches Tor erzielt. Aber auch andere Leistungsträger wie Marcelo, Sergio Ramos, Kroos und Karim Benzema bleiben seit Wochen blass. «Nur Isco ist auf der Höhe», stellte «Marca» fest.
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(dpa)