Frankfurt/Main – Am heutigen Donnerstag ab 11.00 Uhr beraten die 36 Profi-Clubs der Deutschen Fußball Liga das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Die Vereine streben den baldigen Neustart der Bundesliga und 2. Liga an – bestenfalls im Mai.
Die wegen der Pandemie seit Mitte März ausgesetzte Spielzeit soll wenn möglich bis zum 30. Juni abgeschlossen werden. An Geisterspielen geht dabei kein Weg vorbei. Kritiker werfen der DFL und den Clubs vor, eine Sonderrolle für sich zu beanspruchen. Argumente haben beide Seiten – ein Auszug daraus:
PRO
Existenzsicherung: Für die Vereine geht es um viel Geld. Wird die Saison abgebrochen, würden dem Vernehmen nach bis zu 750 Millionen Euro fehlen. Mehrere Clubs wären akut von der Insolvenz bedroht. Betroffen sind dann nicht nur die 25 bis 30 Profis pro Verein, sondern etliche weitere Mitarbeiter. Die DFL rechnete vor, dass durch den Fußball gut 56 000 Menschen beschäftigt sind. «Wir wollen keine Extrawurst, das ziemt sich auch nicht in diesen Zeiten. Aber wir sind ein Wirtschaftsunternehmen wie viele andere», sagte DFL-Chef Christian Seifert.
Krisenmanagement: Zwar sind auch hierzulande deutlich mehr als 140 000 Infektionen registriert worden. Es mangelt aber nicht an der medizinischen Versorgung, die Kapazität der Tests wird immer weiter erhöht. Deshalb könnte es sich der Staat einigen Experten zufolge leisten, die Fußball-Profis engmaschig zu kontrollieren. Die DFL betonte zuletzt zudem: «Sollte es durch künftige Entwicklungen – z.B. eine zweite Corona-Infektionswelle – tatsächlich Engpässe geben, wird die DFL die Versorgung der Bevölkerung selbstverständlich nicht beeinträchtigen.»
Normalität: Die Zugkraft des Fußballs ist nicht zu unterschätzen. In Zeiten weltweit bedrohlicher Nachrichten könnte der Sport beruhigend wirken und ein Stück des Alltags wiederbringen – auch wenn die Bilder der Geisterspiele vielleicht skurril anmuten werden. Der Fußball, meinte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), könne «viel dazu beitragen, durch diese schwierige Zeit zu kommen».
KONTRA
Infektionsgefahr: Der Fußball bleibt ein Vollkontaktsport. Trotz aller Vorbereitung und Hygiene-Vorgaben reicht ein Spieler oder ein Betreuer, der sich mit dem Virus infiziert, um den Spielbetrieb wieder zum Erliegen zu bringen. Die Debatten der vergangenen Wochen wären ad absurdum geführt. Auf den Tribünen oder auf der Trainerbank mag ein Sicherheitsabstand eingehalten werden können – auf dem Platz nicht.
Krisensituation: Millionen Menschen in Deutschland leiden unter der Krise, entweder als direkt Betroffene, wirtschaftlich oder wegen des stark eingeschränkten Alltags. Rund 718 000 Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet. Da ist es schwer zu vermitteln, warum für die Fortsetzung der Bundesliga auch öffentlich derart gekämpft wird. Bei der auf der Hand liegenden Frage, ob das Land keine wichtigeren Probleme zu lösen hat, gibt es keine zwei Meinungen.
Fans: Für wen wird denn gespielt? Aus den Reihen der Fans mehrten sich in den vergangenen Tagen die Stimmen, dass die unbedingte Fortsetzung des Spielbetriebs überhaupt nicht im Vordergrund stehe. «Wir möchten nicht mehr über Symptome diskutieren, sondern endlich über die Krankheit und die Wege zur Gesundung des Fußballs sprechen», fordert die Organisation «Unsere Kurve». Es scheint überhaupt nicht so, als würden Millionen Menschen auf den Neustart hinfiebern.
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(dpa)