Berlin – Der 1. FC Union Berlin will als 56. Verein in die Fußball-Bundesliga aufsteigen. Dazu reicht den Köpenickern im Relegations-Rückspiel gegen den VfB Stuttgart nach dem 2:2 aus dem Hinspiel schon ein 0:0 oder 1:1.
Die einstige Fahrstuhl-Mannschaft aus dem Osten der Hauptstadt hat aber in ihrer 53-jährigen Vereinsgeschichte bisher kaum gute Erfahrungen mit Relegationen gemacht. In insgesamt zehn Aufstiegsrunden oder Entscheidungsspielen um den Klassenerhalt gelang dem Kultclub bisher nur zweimal ein positiver Abschluss.
1973/74: Union geht als einer von fünf Staffelsiegern der DDR-Liga in die Aufstiegsrunde zur Oberliga. Die Premiere endet mit Frust: Als Dritter verpassen die Berliner wegen der um einen Treffer schlechteren Tor-Differenz gegenüber dem punktgleichen Team von Vorwärts Stralsund den Sprung ins Oberhaus.
1974/75: Ein Jahr später ist die Ernüchterung noch größer. Nach dem erneuten Staffelsieg wird in der Aufstiegsrunde der Oberliga-Aufstieg deutlich verpasst: Letzter mit nur einem Sieg. Vor allem das 1:5 gegen Energie Cottbus verärgert selbst treue Fans.
1975/76: Nun gibt es ein Erfolgserlebnis. Hinter Hansa Rostock reicht es in der dritten Aufstiegsrunde nacheinander zum ersehnten Aufstieg in die höchste DDR-Spielklasse. Auf sich aufmerksam macht Torhüter Wolfgang Matthies, der in der Saison darauf bei den Sensationssiegen über den verhassten Lokalrivalen BFC Dynamo zum Union-Helden wird.
1980/81: Wegen akuter Auswärtsschwäche scheitert Union erneut in der Aufstiegsrunde. Obwohl Chemie Buna Schkopau daheim mit 4:1 abgefertigt wird, landet Union am Ende nur auf Rang drei hinter dem krassen Außenseiter, der erstmals in die Oberliga aufsteigt.
1981/82: Ein Jahr später herrscht letztmals Jubel bei Union nach einer Relegation: Rekordtorjäger Uwe Borchardt schießt die Köpenicker mit vier Treffern in der Aufstiegsrunde wieder ins Oberhaus. Vier Heimsiege bilden die Grundlage für Platz zwei hinter Chemie Böhlen.
1983/84: Novum in der Geschichte der DDR-Oberliga: Nach dem letzten Spieltag haben Union und Chemie Leipzig auf den Plätzen zwölf und 13 die gleiche Punktzahl und Tordifferenz. Es kommt zur Relegation um den Klassenverbleib. Nach einem 1:1 vor überfülltem Stadion An der Alten Försterei unterliegen die Berliner im Rückspiel nach umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen in Leipzig mit 1:2 und müssen unter Tränen wieder den Gang in Liga 2 antreten.
1990/91: Beim Mauerfall spielt Union zweitklassig, erkämpft aber als Staffelsieger das Startrecht für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. In den Spielen gegen die Oberligisten Brandenburg, Magdeburg und den nun als FC Berlin antretenden DDR-Rekordmeister BFC reicht es nur zu Platz drei. Absturz in die Amateur-Oberliga.
1991/92: Als souveräner Staffelsieger enttäuschen die Berliner wieder mit nur einem Sieg in den Aufstiegsspielen und müssen als Letzter der Vierer-Gruppe Nordmeister VfL Wolfsburg den Gang in die Zweitklassigkeit überlassen.
1992/93: Riesig ist der Jubel unter 15 000 Fans nach dem 1:0 gegen den Bischofswerdaer SV. In der Aufstiegsrunde der drei Staffelsieger der NOFV-Oberliga wird damit der ungeliebte Stadtrivale Tennis Borussia auf Platz zwei verwiesen. Doch Tage später weicht die Euphorie dem Entsetzen: Wegen einer gefälschten Bankbürgschaft wird dem von Frank Pagelsdorf trainierten Team um den späteren Nationalspieler Marko Rehmer die Lizenz entzogen.
1999/2000: Schwer im Magen liegt den Fans die Doppel-Pleite in der Relegation 2000. Nachdem die Regionalliga Nordost mit 17 Punkten Vorsprung gewonnen wird, unterliegen die Köpenicker nach zwei 1:1 in den Entscheidungsspielen Nord-Meister VfL Osnabrück im Elfmeterschießen mit 7:8. Der schelmisch gemeinte Slogan «Menze ist schuld» unter den Fans wird den Berliner Steffen Menze nach verschossenem Elfmeter noch Jahre später verfolgen. Doch Union erhält eine weitere Chance: In der Dreierrunde mit LR Ahlen und dem SC Pfullendorf siegen die Hauptstädter mit 3:1 gegen das Team der Staffel Süd. Somit reicht ein Punkt in Ahlen, doch trotz 1:0-Führung scheitern die Unioner wieder kurz vor dem Ziel mit 1:2.
Fotocredits: Sebastian Gollnow
(dpa)