Pyeongchang – Am Tag der Überraschungen spielten Claudia Pechstein und ihre Gefährtinnen im Gangneung Oval nur eine absolute Nebenrolle. Nach der Enttäuschung im Halbfinale blieb für die Deutschen nur der sechste Platz in der Teamverfolgung der Eisschnellläuferinnen.
Riesenstimmung herrschte im Gangneung Oval unter den 7500 Zuschauern, doch das einheimische Herren-Trio konnte die starken Norweger nicht bezwingen. Nachdem sie im Halbfinale schon die Niederlande ausgeschaltet hatten, feierte die Nordeuropäer in 3:37,31 Minuten ausgiebig das erste Olympia-Gold in dieser Konkurrenz. Die niederländischen Herren verpassten die Chance auf Wiederholung des Olympiasieges von Sotschi wegen eines Materialfehlers. Jan Blokhuijsen musste im Halbfinale mit einer gebrochenen Feder des Klappmechanismus starten. So blieb den Oranjes nur Bronze.
Auch nach dem Frauen-Finale gab es enttäuschte Gesichter im Oranje-Team. Weltrekordler Japan hatte den Niederländerinnen in 2:53,89 Minuten keine Chance gelassen. Superstar Ireen Wüst, die in Pyeongchang zuvor bereits die 1500 Meter gewinnen konnte, verpasste die große Chance, mit ihrem sechsten Olympiasieg zur erfolgreichsten Eisschnellläuferin der Olympia-Geschichte aufzusteigen. Mit nunmehr elf Medaillen (5/5/1) liegt sie weiter hinter der Russin Lidija Skoblikowa, die 1960 und 1964 insgesamt sechsmal Gold erfolgreich war, und konnte nicht wie erhofft an die vierte Stelle der Rangliste der erfolgreichsten Sportler bei Winterspielen vorrücken.
Bei der Lehrvorführung der Japanerinnen konnte die Deutschen nur traurig zuschauen. Im Platzierungsrennen mussten sich Pechstein, Gabi Hirschbichler und Roxanne Dufter nach der Niederlage gegen China am Mittwoch mit dem sechsten Platz begnügen. «Der Lauf war nicht rund. Aber die Enttäuschung vom Montag wiegt schwerer, als die von heute», sagte Gabi Hirschbichler, während Pechstein gleich wieder zur Doping-Kontrolle gerufen wurde.
Ihre Medaillenchance hatten die Deutschen bereits in der Qualifikation verpasst, als einer der vier Topränge zum Erreichen des Halbfinals verfehlt wurde. Roxanne Dufter sprach daher auch vom «schwarzen Montag». Noch 2006 und 2010 hatten die Deutschen den Olympiasieg davongetragen.
Der sechste Rang ist bei aller Enttäuschung immer noch die bisher beste Platzierung deutscher Eisschnellläufer im Gangneung Oval. Die letzten Optionen auf ein besseres Resultat haben am Freitag noch Eissprinter Nico Ihle über 1000 Meter und Claudia Pechstein am Samstag im Massenstartrennen.
Sportdirektor Robert Bartko brachte seine Enttäuschung über das Abschneiden schon vor den abschießenden Rennen zum Ausdruck «Wir sind den Erwartungen nicht gerecht geworden», sagte er im ZDF-Interview. «Nach Sotschi gab es eine Neuausrichtung, die bei Null begonnen hat. Ich sehe nicht die Alleinschuld beim Bundestrainer. Die Personalfrage zu stellen, ist unseriös», erklärte er zur Rolle von Coach Jan van Veen. Man werde nach den Winterspielen alles analysieren, «alles kommt auf den Tisch», sagte Bartko.
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(dpa)