Augsburg – Marco Sturm hat für Olympia kaum eine Wahl. Für Pyeongchang fehlen dem Eishockey-Bundestrainer die Alternativen, beim Deutschland Cup sind sie nicht größer geworden.
Für das letzte Olympia-Casting vor dem Meldeschluss hatte sich der 39-Jährige erhofft, dass sich der Konkurrenzkampf steigert und sich nachrückende Spieler empfehlen. Doch das Wochenende in Augsburg fiel ernüchternd aus. Und das nicht nur, weil dem Gastgeber vor dem Abschluss am Sonntag gegen die USA der letzte Platz droht.
«Erkenntnisse sind wichtiger als Ergebnisse. Es ist wieder eine gute Erfahrung für mich», sagte Sturm. Wie viele Profis ihre Reise zu den Winterspielen vom 9. bis 25. Februar bereits sicher haben, verriet er nicht. «Ich kann es nicht sagen, ich habe es noch nicht einmal aufgeschrieben», behauptete der Coach. «Sicher haben gewisse Spieler ein großes Plus. Aber es gibt genügend Plätze, die noch frei sind. Es kommt auf die Spieler an.» Im Januar gibt er sein Team bekannt.
Nach dem 2:8 gegen Russland und dem 0:3 gegen die Slowakei dürften kaum mehr als ein halbes Dutzend Olympia-Tickets offen sein. Ohne die Teilnahme der NHL-Profis und nach so manchem Rücktritt aus dem Nationalteam scheint anders als bei den beiden Weltmeisterschaften unter Sturm die Konkurrenz gering. «Wir haben in Deutschland leider nicht genug, dass wir wie die Russen zwei Mannschaften stellen können», sagte Stürmer Marcus Kink.
Elf Profis aus dem Augsburg-Aufgebot standen auch bei der Heim-WM auf dem Eis. Hinzu kommt Verteidiger Sinan Akdag, der bei der WM in Köln dabei war, aber nicht auflief. Sie müssen nach den Auftritten im Curt-Frenzel-Stadion vermutlich nicht mehr um ihren Platz im 25-Mann-Kader für Olympia zittern als vorher. Ebenso wie das normal gesetzte Personal, das aus unterschiedlichen Gründen fehlte.
Damit kämen sieben hinzu, unter ihnen die Leitwölfe Marcel Goc und Christian Ehrhoff. Weitere Länderspiele bis zum Meldeschluss gibt es nicht. Auch im Liga-Alltag könne man sich aufdrängen, sagte Sturm: «Es hat vielleicht der eine oder andere noch nicht die gewohnte Form, aber das kann noch kommen. Von daher ist noch alles möglich.»
Wie sich sein Team präsentiert, stand an diesem Wochenende für Sturm an erster Stelle. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bunds zeigte deutlich Schwächen, die auch ab dem 15. Februar in den Olympia-Gruppenspielen gegen Finnland, Schweden und Norwegen bestraft werden dürften. «Ich habe mehr erwartet», sagte Sturm. Einmal mehr wurde klar, dass das DEL-Niveau nicht unbedingt für das internationale Level ausreicht.
«Ich denke, dass die generelle Entwicklung unter Marco Sturm sehr positiv ist. Die Spiele beim Deutschland Cup können dem Ganzen nichts anhaben», sagte Kölns Verteidiger Moritz Müller. Dass die Olympia-Chance den Druck beim Deutschland Cup erhöht habe, verneinte Münchens Stürmer Patrick Hager. Müller räumte ein: «Es ist in den Köpfen eines jeden, sich bestmöglich zu präsentieren.»
Anders als bei seinen bisherigen Turnieren kann sich Sturm in Südkorea nicht auf die NHL-Profis verlassen, weil die stärkste Liga der Welt ihren Spielbetrieb nicht unterbricht. Beim Erreichen der WM-Viertelfinals 2016 und 2017 waren etwa Torhüter Thomas Greiss, Dennis Seidenberg und Leon Draisaitl Erfolgsgaranten. «So schade das ist, und so weh es tut, es eröffnet anderen eine Möglichkeit. Es wird ein anderer Stern bei Olympia aufgehen», meinte DEB-Präsident Franz Reindl. In Augsburg sah es in den ersten Spielen nicht danach aus.
Fotocredits: Peter Kneffel
(dpa)