Satchmo wollte nicht so wie seine Reiterin und patzte bei der ersten Piaffe: Trotz des Aussetzers ihres Pferdes hat sich Isabell Werth bei den Olympischen Spielen in Hongkong an die Spitze der Dressurreiter gesetzt. Mit 75,200 Prozent gewann die frisch gebackene Olympiasiegerin mit der Equipe knapp vor der Niederländerin Anky van Grunsven den Grand Prix Special. Auch weiter auf Medaillenkurs in der Einzelwertung ist Werths Teamkollegin Heike Kemmer.
Die deutschen Dressurfans gingen beim Grand Prix Special durch eine Achterbahn der Gefühle. Zunächst schwächelte Nadine Capellmann, die mit Elvis VA als erste deutsche Reiterin ins Viereck ritt und dieses mit nur 67,240 Prozent verließ. Dann kam als zweitletzte Starterin Heike Kemmer auf Bonaparte, die richtig auftrumpfte und die deutsche Dressurwelt wieder ein wenig zurechtrückte.
Und schließlich ritt Isabell Werth ein. Die Rheinländerin begann stark. Es gab Neuner-Noten von den Richtern für die Trabtraversalen und die Trabverstärkungen. Die fünffache Olympiasiegerin schickte sich an, ein Ergebnis deutlich über 80 Prozent einzufahren und die Goldmedaille fast schon klar zu machen. Doch dann blockierte Satchmo in der ersten Piaffe. Der 14-jährige Hannoveraner zeigte sich so ungehorsam, dass es gerade mal noch einen Punkt von den Richtern für die Lektion gab. „Der Fehler hat ungefähr fünf Prozent gekostet. Nachdem ich ganz nah am Gold war, bin ich jetzt wieder weiter davon weg,“ sagte Isabell Werth.
„Jetzt ging es nur noch um Schadensbegrenzung und darum, Satchmo wieder auf die Spur zu bringen,“ erzählte sie, was in dem Moment in ihr vorging. Satchmo zeigte sich bis zum Schluss wieder von seiner besten Seite. „Ich hatte vor und nach dem Fehler ein tolles Gefühl. Kaum ein Pferd hat in den letzten Jahren so wenig Fehler gemacht wie Satchmo“, relativierte Isabell Werth den Aussetzer ihres Pferdes.
Damit hat Satchmo für ein spannendes Finale am Dienstag gesorgt, denn die Entscheidung fällt erst in der Grand Prix Kür – einer Klasse, in der Anky van Grunsven auf Salinero als Kürweltmeisterin von 2006 ihre Klasse ausspielen wird. Olympiasiegerin wird, wer aus der Addition der Ergebnisse von Grand Prix Special und Grand Prix Kür die bessere Wertung erhält.