Gelsenkirchen – Es geht um viel Geld, den Traum von neuen Eurofightern – vor allem aber um die Ehre und langfristig wohl auch um den Job des Trainers. Rund um Schalke 04 ist die Skepsis vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Europa League durchaus weit verbreitet.
Doch gegen Ajax Amsterdam geht es am Donnerstag (21.05 Uhr) nach dem 0:2 im Hinspiel und dem 1:2 bei Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt 98 auch darum, die angespannte Stimmung nicht eskalieren zu lassen.
Manager Christian Heidel kann jedenfalls «verstehen, dass der Pessimismus bei vielen größer ist als der Optimismus. Aber man darf vor keinem Spiel die Einstellung haben: Das Ding ist schon gelaufen.»
Bei Klub-Boss Clemens Tönnies klingt das Ganze sogar noch mehr nach Durchhalteparolen. Der Aufsichtsratschef, der von der sportlichen Leitung unmissverständlich «eine klare Struktur und eine Entwicklung» verlangte, fordert in erster Linie einen ehrenwerten Abschied von der europäischen Bühne. «Wir wollen ein Team sehen, das die kleine Chance aufs Weiterkommen von der ersten Sekunde an unbedingt nutzen will und dafür über jede Schmerzgrenze geht», sagte er der Bild-Zeitung. «Dass das Team sich nach dem Schlusspfiff für nichts entschuldigen muss, weil es alles gegeben hat.»
Sportdirektor Axel Schuster erklärte, er habe «viel in die Fan-Szene reingehört. Die Aussage von vielen war: Wir können ausscheiden. Wichtig ist, wie wir uns präsentieren. Deshalb werden wir die Entscheidung über die Stimmung selbst treffen. Durch die Art und Weise, wie wir auftreten.» Sorgen um die Motivation des Teams macht er sich nicht. «Es gibt genug Gründe, was gutzumachen. Und die Mannschaft ist bereit, die Antwort zu geben.»
Derweil fordern die Vereinsikonen Klaus Fischer und Peter Neururer in der Sport Bild ziemlich unverhohlen die Entlassung des in ihren Augen überforderten Trainers Markus Weinzierl. «Wir können froh sein, wenn wir nicht absteigen. Mir blutet das Herz. Ich kann da nicht mehr hinschauen», sagte Fischer, bis heute erfolgreichster Torschütze der Schalker Bundesliga-Geschichte. Der 67-Jährige vermisst vor allem ein konsequentes Durchgreifen des Trainers: «Zu unserer Zeit hätte es Straftraining gegeben, der Trainer hätte uns zur Sau gemacht.»
Für Ex-Coach und Vereinsmitglied Neururer ist Weinzierl gar nur noch Trainer von Managers Gnaden. «In keiner anderen Konstellation würde es den Trainer Weinzierl auf Schalke noch geben. Das hat er Christian Heidel zu verdanken», behauptete er. Bei Weinzierl sei «keine Linie drin». Schalke sei für ihn einfach eine Nummer zu groß: «Er hat in Augsburg gezeigt, dass er erfolgreich arbeiten kann. Aber Schalke ist eine andere Welt.»
Fatalerweise sind in Kapitän Benedikt Höwedes und dem in ganz Europa begehrten Sead Kolasinac ausgerechnet die beiden größten Kämpfer-Naturen des Kaders fraglich. Er werde bei beiden aber «jedes vertretbare Risiko eingehen», erklärte Weinzierl.
Derweil preschte Torhüter Ralf Fährmann, der als einzig überragender Spieler in Amsterdam ein Debakel verhinderte, auch verbal nach vorne. «Wir sind Schalke, wir stehen immer wieder auf», versicherte er. Auch Weinzierl trug Optimismus zur Schau. «Wir sind jetzt Außenseiter. Aber es ist definitiv möglich. Wir glauben daran und werden auf Sieg spielen», sagte er. Es gelte, «die richtige Mischung zu finden. Wir müssen Risiko gehen, dürfen aber nicht kopflos spielen.»
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(dpa)