Varazdin – Es geht jetzt nur noch ums Gewinnen. Gelingt den deutschen Handballern am Freitagabend (18.15 Uhr) auch gegen Tschechien kein Sieg, würde die angepeilte Titelverteidigung bei der Europameisterschaft in Kroatien schon früh außer Reichweite geraten.
Denn nach zwei Unentschieden in der Vorrunde steht die DHB-Auswahl in der Hauptrunde nun unter Druck. Dabei war die Situation beim sensationellen Titelgewinn vor zwei Jahren fast identisch.
2016: Auch damals war die DHB-Auswahl mit 2:2 Punkten in die nächste Turnierphase gestartet – als Außenseiter. Das Punktekonto ist 2018 zwar identisch, als Europameister aber muss die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop mit einer ganz anderen Erwartungshaltung umgehen. Ein Sieg gegen Tschechien ist Pflicht. «Wir müssen jetzt liefern, ohne Diskussion», betonte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Vor zwei Jahren hatte das Team von Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson mit einem furiosen 29:19 gegen Ungarn die Hauptrunde begonnen, obwohl zahlreiche Akteure verletzt fehlten. Jetzt sind praktisch alle Schlüsselspieler fit.
ERFOLGSRAUSCH: Nach dem Auftakterfolg gegen die Ungarn spielte sich Sigurdssons Team damals in einen Erfolgsrausch. Es folgten weitere Erfolge gegen Russland (30:29) und Dänemark (25:23). Auch Prokops Mannschaft hat trotz mäßiger Vorrunde weiterhin alles in der eigenen Hand. Grundlage für den Einzug ins Halbfinale ist ein Sieg gegen die zuletzt überraschend starken Tschechen. «Die Tschechen haben so ein bisschen unsere Rolle von 2016 eingenommen, so nach dem Motto: „Wir kommen mal dahin und rocken eine Europameisterschaft“», sagte Hanning. Die Aufgabe von Kapitän Uwe Gensheimer und Co. ist es nun, den Erfolgsrausch Tschechiens zu beenden. Denn danach warten die Schwergewichte Dänemark und Spanien.
SELBSTVERTRAUEN: Um gegen diese beiden Topteams zu bestehen, muss die DHB-Auswahl ihr verloren gegangenes Selbstvertrauen dringend wiederfinden. Ein Sieg gegen Tschechien, am besten überzeugend – das wäre nach den letzten beiden enttäuschenden Partien wohl das beste Rezept. «Wir brauchen von der Mannschaft jetzt 60 Minuten Vollgas», forderte Hanning. Aber der Titelverteidiger ist gewarnt. Tschechien setzte sich zuletzt klar gegen Ungarn durch und hatte zuvor auch Olympiasieger Dänemark besiegt. «Diese Leistungen sind ein kleines Wunder», sagte der ehemalige tschechische Welthandballer Filip Jicha den «Kieler Nachrichten». «Wir sehen hier eine echte Mannschaft, die gut strukturiert ist. Sie hat viel zu gewinnen und nichts zu verlieren.»
Fotocredits: Monika Skolimowska
(dpa)