Köln – Als Vedad Ibisevic in der 58. Minute am Spielfeldrand bereit stand und die Tafel mit der Nummer 19 hochgereckt wurde, ging ein Raunen durch das Stadion.
Irgendwie wussten sowohl Kölner als auch Berliner Fans, was gleich kommen würde. Und doch kam es noch extremer, als es die einen befürchtet und die anderen erhofft hatten.
Ganze 53 Sekunden und einen Ballkontakt brauchte der Stürmer von Hertha BSC, um das vorentscheidende 0:2 zu erzielen. Mit dem dritten Ballkontakt schoss er das 0:3. Am Ende gewann Hertha BSC am Sonntag 4:0 (1:0) beim 1. FC Köln. Und mal wieder war Ibisevic der FC-Schreck: Zwölf Tore in 15 Duellen hat er nun gegen die Kölner erzielt – öfter hat kein anderer in der Bundesliga-Historie gegen den FC getroffen. In den jüngsten sieben Spielen gegen die Rheinländer traf er neunmal.
«Reiner Zufall» sei das, sagte Ibisevic, und sein Lachen verriet, dass er etwas anderes dachte. Ehe er verriet: «Irgendwie hatte ich schon ein gutes Gefühl. Denn ich habe vor dem Spiel die Zahlen gelesen. Das hat mir schon einen Schub gegeben.»
Dieser Schub verhalf dem etatmäßigen Kapitän, noch in zwei anderen Rubriken für Aufsehen zu sorgen. Mit nun 122 Bundesliga-Toren zog er auf Platz 29 der ewigen Bundesliga-Torjägerliste an WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus vorbei. Und mit seinen 35 Jahren ist er der älteste Torschütze in dieser Bundesliga-Saison. Überhaupt sind nur fünf in dieser Saison eingesetzte Profis älter als der Bosnier.
Das ist auch der Grund, warum der eigentlich extrem ehrgeizige Ibisevic sich mit seiner Rolle als Bankdrücker und Joker klaglos abfindet. «Es fühlt sich gut an, immer wieder zu zeigen, dass es noch geht», sagte er: «Aber es kann schon vorkommen, dass ein alter Mann auf der Bank sitzt. Deshalb kann ich mit meiner Situation gut leben und genieße einfach jede Sekunde, in der ich spielen darf.»
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(dpa)