Turin – Der große Triple-Traum ist noch nicht erfüllt, da wird Juventus Turin schon zur Legende erklärt. Mit dem Gewinn des sechsten Meistertitels in Serie sorgte die Mannschaft um den deutschen Fußball-Nationalspieler Sami Khedira für weitere Superlative.
Für den Rekordmeister war es nach dem Pokalsieg gegen Lazio Rom das dritte Double nacheinander und der sechste Scudetto in Serie – beides gelang in Italien zuvor noch keinem anderen Club. «Juve wird zur Legende», schrieb die Zeitung «La Repubblica» nach dem 3:0 gegen FC Crotone.
Und dabei hat der Rekordmeister das ganz große Saisonziel noch gar nicht erreicht: Im Finale am 3. Juni in Cardiff wollen die Bianconeri ihren ersten Champions-League-Titel seit 1996 und das erste Triple ihrer Vereinsgeschichte perfekt machen. «Signora, wie du ist keine!», schwärmte die «Gazzetta dello Sport» über die alte Dame. «Jetzt kannst du zum Mythos werden.» Zuvor feierten die Turiner aber erst einmal ihren 33. nationalen Meistertitel, der ihnen mit vier Punkten Vorsprung einen Spieltag vor dem Saisonende nicht mehr zu nehmen ist.
Auch Weltmeister Khedira war im Titeljubel mittendrin, posierte mit Medaille um den Hals neben Torhüter-Legende Gianluigi Buffon stolz für ein Siegerfoto. Dabei hatte es für den 30-Jährigen gegen Crotone nicht zum Comeback gereicht, nachdem er nach seiner Muskelverletzung im Oberschenkel erstmals wieder im Kader stand. Kommende Woche beim FC Bologna hat Khedira nun noch einmal die Chance, vor dem so wichtigen Finale in der Königsklasse Spielpraxis zu sammeln.
In die Euphorie um den Meistertitel und die Vorfreude auf das Finale von Cardiff mischten sich bei Juve aber auch Fragen nach der Zukunft. Vor allem der von mehreren europäischen Topclubs umworbene Trainer Massimiliano Allegri musste sich die Frage gefallen lassen, wie es mit ihm weitergeht. «Meine Zukunft? Ist Cardiff», sagte der Trainer. An etwas anderes als das Finale gegen Real Madrid in der Königsklasse sei in diesen Tagen tatsächlich nicht zu denken. Auch Juve-Präsident Andrea Agnelli will nun den ganz großen Erfolg sehen.
Real dürfte gewarnt sein, denn in der Serie A spielte Juve wieder einmal eine komplett überlegene Saison und gab die Tabellenführung nach dem fünften Spieltag nicht mehr ab. Die Turiner erlaubten sich nur fünf Niederlagen und kassierten lediglich 26 Gegentore. Neben der gewohnten Defensivstärke überzeugte Juve aber auch offensiv.
Großen Anteil am Erfolg hatte der Argentinier Gonzalo Higuaín, der vor der Saison für die Rekordsumme von rund 90 Millionen Euro aus Neapel gekommen war. Mit insgesamt 24 Treffern war er Juves bester Torschütze. Sein Landsmann Paulo Dybala erzielte zehn Tore. Der 23-Jährige – genannt «La Joya», das Juwel – spielte eine starke Saison und machte sich nicht nur in Italien einen Namen. Er sorgte mit einem Freistoß zum 2:0 für die Vorentscheidung (39.).
Für Kapitän Buffon war es der zehnte Meistertitel, der 39-Jährige ist der Turiner mit den meisten Trophäen. Auf Twitter listete er seine persönliche Bilanz auf: «Sechs Scudetti in Folge. Zehn in der Karriere. Und alle mit demselben Trikot.» Nun will sich der Top-Torhüter in Cardiff einen seiner letzten großen Karriere-Träume erfüllen: Den ersten Königsklassen-Titel und das Triple mit Juve.
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(dpa)