Garmisch-Partenkirchen – Richard Freitag hat seine Ambitionen auf den ersehnten Tournee-Gesamtsieg mit einem weiteren Podestplatz untermauert, bei seinem zweiten Rang aber erneut Punkte auf den überragend aufgelegten Kamil Stoch verloren.
Freitag schaffte es beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen am Montag auf Rang zwei, landete dabei aber 7,6 Punkte hinter Stoch, der bereits in Oberstdorf gewonnen hatte. «Grundsätzlich ist alles offen. Es ist immer alles drin. Jetzt haben wir einen Ruhetag, da können wir nochmal ein bisschen abschalten. Ich bin doch schon sehr happy», sagte Freitag.
«Richard ist einfach in guter Verfassung. Es ist noch alles drin», sagte Bundestrainer Werner Schuster nach dem Wettbewerb vor 21 000 Zuschauern in der ausverkauften Arena. Freitag sprang im zweiten Versuch bei Rückenwindverhältnissen auf 137 Meter und schaffte es damit noch vom siebten Rang auf das Podest. «Das war ein absoluter Top-Sprung», sagte Schuster.
Für Olympiasieger und Titelverteidiger Stoch reichte es aber wieder nicht: Der Pole sprang als Führender im zweiten Durchgang auf die Tagesbestweite von 139,5 Metern und untermauerte damit seine Extra-Klasse. «Man muss den Hut ziehen, wie Kamil das gemacht hat», sagte Freitag.
Für die Deutschen gab es an Neujahr zwar nicht den ersehnten ersten Sieg beim Neujahrsspringen seit 2002, dafür aber ein starkes Teamresultat. Karl Geiger wurde Siebter, auch Stephan Leyhe gelang mit Platz zehn ein ordentliches Resultat. «Ich glaube, so kann man ins neue Jahr starten. Die Teamleistung ist einfach spitze», sagte Leyhe. Andreas Wellinger (11.) und Markus Eisenbichler (14.) blieben zwar hinter ihren Platzierungen von vor der Tournee zurück, schaffen es aber mit konstanten Leistungen in die erweiterte Spitze der Tournee-Gesamtwertung.
Vor den letzten beiden Athleten, darunter Stoch, mussten die Veranstalter eine zehnminütige Pause einlegen, um den Besten des ersten Durchgangs faire Bedingungen zu gewährleisten. Der zu diesem Zeitpunkt führende Freitag wurde von seinen Teamkollegen auf dem Siegertreppchen flankiert. «Ich denke, wir haben eine gute Position», befand Schuster im ZDF vor allem über seinen derzeitigen Top-Schützling Freitag, der vor dem dritten Wettkampf in Innsbruck am Donnerstag nun 11,8 Punkte hinter Stoch liegt und die restliche Konkurrenz schon um ein ordentliches Stück distanziert hat. Dritter wurde der Norweger Anders Fannemel.
Für die DSV-Adler kommt nun nach vier Wettkampftagen der ersehnte Ruhetag, der hauptsächlich im Quartier in Seefeld in Tirol verbracht wird, wo die Deutschen traditionell für die Stationen in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck residieren. «Wir werden ein kleines Training machen, aber die Pause tut unserem Team gut und tut uns allen gut», sagte Schuster. Eisenbichler kündigte an: «Ich verzweifle nicht, sondern bleibe dran und versuche, in Innsbruck wieder anzugreifen.»
Desolat lief es für die Österreicher. Weltcup-Rekordgewinner Gregor Schlierenzauer wurde als 19. bester ÖSV-Adler. Die Hoffnungen auf einen Gesamtsieg, der zwischen 2009 und 2015 ausschließlich an Österreicher ging, muss das Team von Trainer Heinz Kuttin bereits zur Tournee-Hälfte aufgeben. «Ich bin leider ein bisschen ratlos. Das ist sehr, sehr bitter», sagte Doppel-Weltmeister Stefan Kraft, der als Mitfavorit und Oberstdorf-Vierter nicht einmal den zweiten Durchgang in Garmisch erreichte.
Die Vorfreude auf die beiden Heimspringen in Innsbruck und Bischofshofen (6. Januar) ist damit bei Kraft und Co. gedämpft. «Ich freue mich trotzdem darauf und hoffe, dass noch einmal der Knopf aufgeht», sagte Kraft. Neben dem Gesamtweltcup-Sieger können auch der Slowene Peter Prevc und der Norweger Daniel Andre Tande den Gesamtsieg bei der 66. Ausgabe des Traditionsevents bereits abschreiben. Die Tournee spitzt sich immer mehr auf ein Duell zwischen Olympiasieger Stoch und Gelb-Träger Freitag zu.
Fotocredits: Daniel Karmann,Daniel Karmann,Daniel Karmann,Angelika Warmuth
(dpa)