München – Der Anspruch eines FC Bayern bleibt auch nach dem Ende der Ära von Svetislav Pesic die Spitzenposition im deutschen Basketball. Die Frage, wie die Münchner den Titelverteidiger Brose Bamberg denn nun angreifen wollen, scheint Neu-Coach Sasa Djordjevic dennoch zu nerven.
«Wir müssen bescheiden bleiben!», mahnte der Serbe vor dem Saisonstart am Samstag (20.30 Uhr) bei den EWE Baskets Oldenburg. «Jeder redet nur über Bamberg. Leute, da sind noch andere Spiele zu bestreiten. Kommt mal wieder runter!». Aber natürlich weiß Djordjevic um die Sehnsucht in München, Bamberg zu stürzen. Und auch das besondere Erbe von Pesic scheint dem 49-Jährigen wohl bewusst.
Mit dem serbischen Nationalcoach und Olympia-Silbergewinner von Rio beginnt in München eine neue Zeitrechnung. Trainer-Legende Pesic, der die Bayern 2014 zur Meisterschaft geführt hatte, war im Sommer wegen einer Knie-Operation zurückgetreten. Sein ehemaliger Spieler Djordjevic übernahm. Von einem «frischen Wind» sprach Nationalspieler Maxi Kleber nach einigen Wochen Training, «der tut uns ganz gut».
Beim designierten Herausforderer von Bamberg – in einer dpa-Umfrage trauten sechs Bundesliga-Coaches den Münchnern den Titel zu – gilt es, sich für eine verpatzte vergangene Saison zu rehabilitieren, die mit einem deutlichen Aus im Playoff-Halbfinale gegen Bamberg endete.
Dafür wurde nicht nur Djordjevic geholt, sondern fast das halbe Team ausgetauscht. Unter anderem verließen der ehemalige Center-Star John Bryant und Paul Zipser nach dessen Wechsel zu den Chicago Bulls in die NBA den Verein. Verpflichtet wurden fünf neue Profis, darunter Nationalspieler Danilo Barthel und der Bundesliga-erfahrene Reggie Redding. «Wir haben Spieler bekommen, die die Lücken auf jeden Fall schließen können», betonte Kapitän Bryce Taylor. Nach einem weiteren, starken Spielmacher wird noch gesucht. Geld spielt kaum eine Rolle.
Um das Finanzielle kümmert sich nämlich wieder einer, der Basketball in München überhaupt in den Fokus gehievt hatte: Uli Hoeneß. Der designierte Vereinspräsident will die Bayern nach zwei titellosen Jahren zu Erfolgen antreiben. Die Korbjäger-Abteilung ist begeistert. «Für mich, den Verein und das ganze Basketball ist es enorm wichtig, dass Hoeneß zurückkommt», sagte Sportchef Marko Pesic.
Hoeneß forderte Pesic jüngst auf, ihm endlich den noch fehlenden Point Guard zu präsentieren – das Geld werde er auftreiben. «Wer ihn kennt, der weiß, dass er ungeduldig ist. Er will alles immer sofort», entgegnete Pesic anerkennend. «Das ist es, was wir von ihm brauchen. Er muss wie eine Lokomotive sein, die uns hier und da pusht.»
Zum Nachteil dürfte den Bayern nicht gereichen, dass sich Hoeneß nach dem Ende seiner Haftstrafe wieder um die Basketballer kümmert. In der Vorsaison hatte Trainer Svetislav Pesic mehrfach angedeutet, von den Vereinsbossen um Präsident Karl Hopfner und Vize Rudolf Schels nicht viel zu halten. Ihm fehlte der Rückhalt. Das soll sich ändern.
Und in Djordjevic glauben die Münchner einen Coach gefunden zu haben, der die Qualität und die Ausstrahlung mitbringt, Bayern wieder nach vorne zu bringen. Mit seinem ehemaligen Mentor und jetzigen Freund Pesic unterhalte er sich regelmäßig, «wir haben uns auch schon drei- oder viermal gesehen», erzählte er. «Ein Rat von ihm ist wertvoll.»
Dass Pesic den Club bei Djordjevic in guten Händen sieht, hatte er schon bei der Verpflichtung gesagt. Jetzt muss der Neue liefern. Im «Münchner Merkur» klang das zuletzt schon angemessen forsch: «Es geht darum, Bayern München als feste Größe in Europa zu etablieren, Titel zu holen», sagte er. Genau das wollen sie hören beim FC Bayern.
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(dpa)