Sinsheim – Der frühere Verteidiger Julian Nagelsmann will von der TSG Hoffenheim auch in der Champions League endlich vernünftige Abwehrarbeit sehen.
Nach der Kopfwäsche von Berlin hat der Chefcoach seine Spieler vor der Champions-League-Partie am Dienstag (21.00 Uhr) gegen Schachtjor Donezk in die Pflicht genommen. «Es muss das Ziel sein, den Olli, mit allem was ich habe, zu schützen», sagte der 31-Jährige mit Blick auf den zuletzt oft einsamen Torhüter Oliver Baumann. Für die Kraichgauer geht es darum, die minimale Chance auf den Einzug ins Achtelfinale zu wahren.
Die Defensiv-Arbeit seines Teams bereitet Nagelsmann derzeit die größten Kopfschmerzen. «Wir müssen einfach über die volle Distanz aktiv und aggressiv bleiben», forderte Abwehrspieler Ermin Bicakcic. Nagelsmann bezeichnete den bosnischen Nationalspieler – Spitzname: «Eisen-Ermin» – als «Vorbild für alle Spieler, was Haltung in der Defensive angeht».
Nagelsmann hatte sich über das ärgerliche 3:3 am Samstag in der Bundesliga bei Hertha BSC ziemlich aufgeregt, betonte aber: «Ich gehe mit gar keinem Frust in dieses Spiel. Frust ist kein guter Ratgeber.» Gegen Donezk (Hinspiel 2:2) müssen die Kraichgauer einiges besser machen, um mit einem Sieg wenigstens als Tabellendritter die Europa-League-Zwischenrunde zu erreichen.
Schlussmann Baumann forderte, «ein ähnlich gutes Spiel» wie in Berlin und «weniger zuzulassen, damit wir unsere Chancen aufrecht erhalten. Dafür müssen wir alles tun.» Mit drei Punkten aus vier Gruppenspielen liegen die noch immer sieglosen Hoffenheimer einen Zähler vor den Ukrainern und sind darauf angewiesen, dass Olympique Lyon gegen Manchester City und in Donezk noch patzt. Die TSG hofft zudem, dass beim Duell in Manchester am 12. Dezember der englische Meister bereits durch ist und nicht mit voller Kraft auftritt.
Nagelsmann hatte zuletzt deutlich gemacht, dass er keine Lust mehr auf den Spektakel-Fußball seiner Schöngeister habe: «Ich würde einfach gern mal ein dreckiges 1:0 sehen.» In zwölf Liga-Spielen hat der Tabellensechste 18 Gegentore kassiert, in vier Partien der Champions League neun. «Wir kriegen zu viele Gegentore, das ist unglaublich», kritisierte Mittelfeldspieler Kerem Demirbay. «Wenn wir wirklich alles dransetzen, das Spiel zu null spielen zu wollen, dann gewinnen wir am Dienstag.»
Nagelsmann hofft darauf, dass seine harsche Kritik am Team Wirkung zeigt. «Es geht nicht drum, jemand öffentlich in die Pfanne zu hauen, deshalb habe ich auch keine Namen genannt», erklärte er. «Dass die Botschaft zweieinhalb Tage später in den Medien hallt, ist auch gut. Ich hoffe, dass wir als gesamte Gruppe den Schalter umlegen und besser verteidigen.»
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(dpa)