St. Petersburg – Auch gegen das russische Abwehrbollwerk von Zenit St. Petersburg soll die Torfabrik der Leipziger auf Hochtouren laufen.
«Die Gier ist groß, ich hatte bei den Jungs noch nie das Gefühl, dass sie satt sind, es hat aber oft an Nuancen gefehlt», meinte Cheftrainer Julian Nagelsmann vor dem vierten Gruppenspiel von RB Leipzig in der Champions League ((18.55 Uhr/Sky) in der Stadt an der Newa.
Der sächsische Fußball-Bundesligist kann mit dem dritten Sieg im vierten Gruppenspiel in Russland die Führung in der Gruppe G der Königsklasse ausbauen. «Natürlich darf es gerne so weitergehen wie zuletzt. Ich denke, den Jungs ist bewusst, dass wir einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale machen können», betonte Nagelsmann nach den zwei Tore-Spektakeln in Liga (8:0 gegen Mainz) und Pokal (6:1 in Wolfsburg).
«Wir haben in den letzten zwei Spielen gezeigt, was wir leisten und wie gut wir Fußball spielen können. Wir brauchen morgen eine ähnlich starke Leistung, um die Punkte einzufahren», sagte RB-Abräumer Konrad Laimer. Eine große Rotation schließt Nagelsmann diesmal aus. «Wenn alle gesund bleiben und gut trainieren, dann wird die erste Elf nicht großartig anders aussehen», betonte er. Mit dem nach seiner Mandelentzündung wiedergenesenen Kevin Kampl und Ademola Lookman, der Probleme am Kreuzbein hatte, stehen zwei Top-Alternativen bereit.
Von den Russen, die in der Red-Bull-Arena trotz Führung mit 2:1 besiegt wurden, erwartet Nagelsmann taktisch keine Wunderdinge. «Grundsätzlich erwarte ich ein ähnliches Spiel, man kann sein Grundgesicht nicht einfach so verstecken kann. Ich gehe davon aus, dass Zenit nicht so tief verteidigt wie zuletzt gegen uns», betonte der Coach.
Auch die mögliche Sonderbewachung von Zenit-Stürmer Artjom Dsjuba, der in den vergangenen sechs Pflichtspielen sieben Mal traf, sieht er nicht vor. «Es ist kein Kampf Dsjuba gegen RB, sondern RB gegen Zenit, es wird wie im Hinspiel eine Aufgabe für alle sein», betonte Nagelsmann und will wie in Leipzig die Anspiele auf den wuchtigen 1,96-Meter-Mann verhindern. «Wir müssen immer erst die Ursache und nicht das Symptom bekämpfen – wie in der Medizin», flachste der Taktikfuchs.
Genauso will er die überragenden Leistungen von Timo Werner, der zuletzt zehn von 14 Torbeteiligungen hatte und selbst fünfmal traf, nicht so hoch aufhängen. «Ich gehe nicht von Torerwartungen aus, dass löst nur unnötig Druck aus bei Stürmern», sagte Nagelsmann, der den Nationalstürmer im Hinspiel zur Halbzeit ausgewechselt hatte. «Er darf morgen an seine Grenzen gehen, dann werden im Normalfall auch Tore folgen», betonte der Coach.
Er weiß, dass der RB-Höhenflug nach der Ergebniskrise kein Selbstläufer in der Beletage des Fußballs ist. «Erfolg ist kein Besitz, ist nur zu Miete, die muss man immer wieder bezahlen», sagte Nagelsmann, der auf Kapitän Willi Orban (Meniskusprobleme), Ibrahima Konaté (Hüftprobleme), Marcelo Saracchi (Infekt) sowie auf die Langzeitverletzten Tyler Adams und Hannes Wolf (Aufbautraining) verzichten muss.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Zenit St. Petersburg: Kerschakow – Schirkow, Ivanovic, Rakyzkyj, Douglas Santos – Karawaew, Barrios, Ozdoew – Azmoun, Dsjuba, Driussi
RB Leipzig: Gulacsi – Mukiele, Klostermann, Upamecano, Halstenberg – Laimer, Kampl – Sabitzer, Forsberg – Werner, Poulsen
Schiedsrichter: Grinfeld (Israel)
Fotocredits: Jan Woitas
(dpa)