Rasgrad – Julian Nagelsmann ist nach der Europa-League-Pleite von 1899 Hoffenheim ungewöhnlich hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gegangen.
«Total larifari» habe seine Mannschaft das Spiel «abgeschenkt», sagte der Trainer nach dem 1:2 (1:0) beim bulgarischen Meister Ludogorez Rasgrad. «Wir hatten eine total negative Zweikampfbilanz. So kannst du kein Spiel gewinnen.»
Der Tabellenzweite der Bundesliga machte damit die totale Pleitenwoche der deutschen Clubs auf europäischer Ebene perfekt. Erstmals seit 1981 kassierten an einem Spieltag sechs Teams Niederlagen. Wie schon beim 1:2 zum Auftakt der Gruppenspiele gegen die Portugiesen von Sporting Braga verloren die Kraichgauer nach einer Führung. «Den Start haben wir versaut», sagte Torhüter Oliver Baumann.
«Wir haben sehr schlecht gespielt. Zwei Spiele, kein Sieg, das ist schwierig. Das ist Europa League, alle Spiele sind so schwierig», erklärte Torschütze Pavel Kaderabek. Der Tscheche hatte mit dem schnellsten deutschen Tor in der Europa-League-Geschichte nach 96 Sekunden das 1:0 erzielt. Nach der Pause drehte Rasgrad das Spiel und traf nach 45 Sekunden durch Swetoslaw Djakow zum Ausgleich. Mit einem Konter sorgte der flinke Kongolese Jody Lukoki (72.) letztendlich für den verdienten Erfolg der Gastgeber.
«Ab der dritten Spielminute hatten wir heute zu keiner Zeit den Sieg verdient gehabt», sagte der sichtlich angefressene Nagelsmann. Die neun verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle wollte er nicht als Entschuldigung gelten lassen. Zumal auch erfahrene Profis wie Kapitän Eugen Polanski, Stürmer Andrej Kramaric und der Schweizer Nationalspieler Steven Zuber enttäuschten.
Die in der Champions-League-Qualifikation am FC Liverpool gescheiterten Hoffenheimer müssen sich deutlich steigern, um den Einzug in die K.o.-Runde doch noch zu schaffen. Weiter geht es am 19. Oktober in Gruppe C gegen Istanbul Başakşehir. In der Bundesliga steht am Sonntag das badische Duell beim SC Freiburg an.
Vor dem Anpfiff hatte Nagelsmann Fragen zur Trainer-Diskussion beim FC Bayern abgewehrt. «Ich habe mich heute nicht damit beschäftigt, ich befasse mich nicht mit Spekulationen», sagte er. Nach der Niederlage antwortete er auf die Frage, ob er ausschließen könne, dass er Hoffenheim in dieser Saison verlässt, schmallippig: «Ich kann nur sagen, dass ich besser Fußball spielen und das Spiel am Sonntag in Freiburg gewinnen will.»
Der Trainer-Aufsteiger wird als einer der Kandidaten auf die Nachfolge von Carlo Ancelotti gehandelt. Nagelsmann hatte erst im Juni seinen Vertrag bei 1899 Hoffenheim bis zum Jahr 2021 verlängert.
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(dpa)