Madrid – Sami Khedira wird Juventus Turin im Rückspiel gegen Atlético Madrid am 12. März noch fehlen. Doch das Comeback für den italienischen Traditionsclub hat der Fußball-Weltmeister von 2014 nach seiner überraschenden Herz-Operation schon im Kopf.
«Ich werde nach einer kurzen Pause in der Lage sein, wieder an die Arbeit zu gehen», verkündete der 31-Jährige schon unmittelbar nach dem Eingriff. Bei der Operation sei eine Verödung von Herzzellen im Vorhof vorgenommen worden, hatte Juventus Turin informiert.
Ohne Khedira erlebte der zweimalige Meistercup-Sieger Juventus im Champions-League-Achtelfinale bei Atlético eine «Nacht des Albtraums», titelt die «Gazzetta dello Sport» am Tag danach. Für Juve-Coach Massimiliano Allegri sei es eine «schlimme Niederlage». Viel los in Madrid: Superstar Cristiano Ronaldo verlor die Nerven, Atlético-Coach Diego Simeone jubelte mit einem Griff in den Intimbereich. Allegris einzige Entschuldigungen: der kranke Miralem Pjanic und die «traumatisierende Abwesenheit» von Khedira. Auf den 77-maligen deutschen Nationalspieler muss Juve jetzt erst einmal verzichten. Auf mindestens einen Monat ist die Rehabilitationszeit angesetzt.
Khedira hat anders als bei Bundestrainer Joachim Löw in den Juve-Plänen für die kommenden Jahre weiter einen Platz. Der Vertrag mit dem gebürtigen Stuttgarter war im vergangenen September bis zum Sommer 2021 verlängert worden. 2015 war Khedira ablösefrei von Real Madrid zum italienischen Rekordchampion gewechselt. Löw hatte den Mittelfeldspieler nach der desolaten WM 2018 in Russland offiziell in den Wartestand geschoben, ihn seitdem nicht mehr berufen.
Zwar wollte Khedira bisher seine Comeback-Bestrebungen nicht aufgeben. Doch schon in der Hinrunde hatten ihn eine Oberschenkel- und eine Knöchelverletzung mehrere Monate gestoppt. «Wir wünschen dir eine schnelle Genesung», übermittelte der DFB nach dem erneuten gesundheitlichen Rückschlag.
Ohne Khedira erlebte Juve in Madrid einen «schwierigen Abend», wie Ronaldo über die sozialen Netzwerke einräumen musste. Nun müssten alle bis zum Schluss «an uns glauben». José Maria Giménez (78. Minute) und Diego Godín (83.) hatten die Italiener mit ihren Toren spät geschockt. «Khedira nicht dabei zu haben, ist ein Problem für uns», bemerkte Trainer Allegri schon vor dem 0:2.
«Schlechter als in der zweiten Hälfte konnten wir nicht sein», räumte der Turiner Trainer ein: «Jetzt gibt es Enttäuschung, aber wir müssen daran glauben, dass wir es herumreißen können.» Atlético-Coach Simeone griff sich selbst beim Torjubel in den Schritt und wollte damit andeuten, dass er «Eier gezeigt» haben mit seiner Aufstellung. Allerdings bemerkte er auch: «Wir werden in Turin gegen diese Mannschaft mit ihren großartigen Spielern sicher leiden müssen.»
Ronaldo reagierte nach dem 0:2 gereizt, nachdem der Auftritt des ehemaligen Real-Stars von Pfiffen und bösen Sprechchören der Atlético-Fans begleitet worden waren. Er zeigte dem Publikum fünf Finger seiner rechten Hand und deutete so an, dass er bereits fünf Champions-League-Siege in der Tasche hat und Atlético bislang keinen. Später wiederholte er die Geste auf dem Gang in die Kabine. «Ronaldo attackiert Atlético», schrieb die Zeitung «El Mundo» am Donnerstag und sprach von einer «wütenden Botschaft» des Portugiesen.
Das spanische Sportblatt «Marca» kommentierte dagegen begeistert: «Was für Bestien! Ein großartiges Atlético Madrid verschlingt Juve und präsentiert mit einer unvergesslichen Partie seine Kandidatur auf den Champions-League-Titel.»
Fotocredits: Manu Fernandez
(dpa)