Schon vor ihrem Sieg kam die 18-jährige Caster Semenya ihren Sportlerkollegen merkwürdig vor. Ist die Südafrikanerin nun eine Frau, oder verbirgt sich unter dem unglaublich trainierten Muskelgewand ihres Körpers ein Mann?
Die Frage nach ihrem Geschlecht bewegte den Leichtathletik-Weltverband IAAF schon vor ihrem Weltrekord beim 800-Meter-Lauf der Leichtathletik WM 2009 in Berlin. IAAF-Sprecher Nick Davies erklärte: „Wir haben keine Beweise, um ihr einen Start nicht zu erlauben“, sagte „Wir warten auf das Ergebnis der Untersuchung. Es wäre falsch, sie nicht laufen zu lassen.“ Ein Gynäkologe, ein Internist, ein Endokrinologe, ein Geschlechterexperte und ein Psychiater befassten sich mit der Klärung vom Geschlecht von Caster Semenya. Es sei ein extrem schwieriger Komplex, teilte Davies weiter mit, wie das Nachrichtenmagazin Spiegel online berichtete.
Caster Semenya als Frau angesehen
In ihrem Heimatland Südafrika sorgt der Geschlechtstest für kollektiven Unmut. Die Frage nach Mann oder Frau stellt sich sowohl für Familie als auch Freunde der Athletin nicht: Caster Semenya hatte zwar schon immer ein durchaus maskulines Erscheinung, was sie aber noch lange nicht zu einem Mann mache. Molatelo Malehopo als Generaldirektor der südafrikanischen Athleten bekräftigt das: „Sie ist eine Frau“, und weiter: „Wir sind absolut sicher und wir hätten sie nicht in einen Wettbewerb für Frauen geschickt, wenn wir irgendwelche Zweifel gehabt hätten.“ Tests für eine eindeutige Antwort gab es indes nicht. „Wir planen auch keine“, stellte Malehopo klar.
Frau oder Mann im Sport
Als Frauen startende Männer sin im Spitzen-Sport keine Neuheit. So gewann die Amerikanerin Stella Walsh bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles über 100 Meter Gold und vier Jahre darauf im Olympiastadion Berlin Silber. Nach ihrem gewaltsamen Tod kam heraus, dass Walsh männliche Geschlechtsorgane hatte. Als der indische Leichtathletin Santhi Soundarajan bei den Asienspielen 2006 in Doha ihre 800-Meter-Silbermedaille aberkannt wurde, da ein Geschlechtstest ihr männliche Chromosomen bescheinigte, unternahm die Sportlerin einen Suiziversuch. Ob diese Chromosomen-Konstellation auch bei Caster Semenya zutrifft, soll herausgefunden werden.
Hat Caster Semenya AIS?
Manche Frauen leiden unter dem Androgen-Insuffizienz-Syndrom (AIS). Ihre Chromosomen sind XY, was sie aber nicht zum Mann macht, da ihr Körper nicht auf das produzierte Testosteron anspricht, weshalb sie auch bei den Frauen antreten dürfen. So hatten sieben der acht Frauen, die 1996 bei Olympia in Atlanta Y-Chromosomen aufwiesen, AIS und durften partizipieren. IAAF-Councilmitglied Helmut Digel weiß um die Brisanz der genetische Frage: „Wir haben den Aspekt der Diskriminierung zu beachten (…) Es stehen aber bei Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften Vermutungen im Raum, dass Manipulation in dieser Richtung staatlicherseits begünstigt werden.“ Hier täten sich vor allem Entwicklungsländer hervor. Digel bleibt hart: „Wir müssen uns an die Regeln halten und auch den Athleten schützen. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchung sollen innerhalb einer Woche vorliegen.“