Suzuka – In seinem Privatflieger nach Japan gab Niki Lauda den Seelentröster für Lewis Hamilton.
Die Gesprächstherapie über den Wolken, an der auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff teilnahm, sollte beim tief frustrierten Formel-1-Titelverteidiger nach seiner Motorenpanne von Malaysia auch den letzten Gedanken an eine Verschwörung löschen.
Sechs Stunden hatten Team-Aufseher Lauda und sein österreichischer Landsmann Wolff Zeit, einmal mehr ihre Fähigkeiten als Krisenmanager im giftigen Dauer-Zweikampf zwischen Hamilton und Stallrivale Nico Rosberg zu beweisen. «Danach wird alles wieder in Ordnung sein», sagte Lauda schon vorher zuversichtlich.
Der frühere Dreifach-Champion weiß, wie emotional Hamilton ist und wie schnell die Launen des Briten wechseln. Lauda gilt als einer der wichtigsten Vertrauten von Hamilton bei den Silberpfeilen. Die Überredungskunst des 67-Jährigen soll einst entscheidend für den Wechsel des damaligen McLaren-Piloten zu Mercedes gewesen sein. Nun will Lauda den Superstar des Teams davon überzeugen, dass er sich auch in den verbleibenden fünf Saisonrennen voll auf seinen Arbeitgeber verlassen kann.
«Wir haben für Nico und ihn perfekt gearbeitet. Lewis hat zwei Weltmeisterschaften mit uns gewonnen. Warum sollten wir plötzlich mit Sabotage anfangen», sagte Lauda nach dem Frustrennen in Malaysia, als Hamilton zum vierten Mal in diesem Jahr ein Technik-Defekt bremste. Mindestens 40 Punkte könnte ihn das gekostet haben, rechneten britische Medien vor. 23 Zähler liegt Hamilton vor dem Grand Prix von Japan am Sonntag hinter Spitzenreiter Rosberg.
Schon in Sepang hatte das eingespielte Chef-Duo Lauda und Wolff den zornigen Hamilton in der Garage davon überzeugt, dass sein im Fernsehen vorgetragener Verschwörungsverdacht gegen Mercedes wenig hilfreich war. «Ich frage Mercedes: Warum werden so viele Motoren gebaut und nur meine gehen dieses Jahr kaputt?», hatte der 31-Jährige geschimpft, ehe er nach der Aussprache versicherte: «Ich habe noch immer 100 Prozent Vertrauen in diese Jungs.»
Für die beiden Österreicher an der Team-Spitze ist die explosive Situation nicht neu. Schon in den vergangenen beiden Jahren mussten sie das Duell um den Titel zwischen Hamilton und Rosberg moderieren und beiden Fahrern das Gefühl der Chancengleichheit geben. «Manchmal will Toto brutale Regeln aufstellen, ich bin dann nachgiebiger und sage ihm: Das sind eben Rennfahrer», erzählte Lauda jüngst. «Wir reisen zusammen, sprechen jeden Tag miteinander», erklärte Wolff unlängst die Arbeitsbeziehung mit Lauda. «Er ist ein guter Sparringspartner für mich und die Piloten.»
Während Lauda wohl Hamilton näher steht, sucht Rosberg eher Wolffs Rat. Nach dem Hamilton-Donnerwetter von Malaysia müssen die Mercedes-Bosse nun erneut ihr diplomatisches Geschick beweisen, um beide Seiten der Garage im Titel-Endspurt bei Laune zu halten. Laudas Ansage für die letzten Saisonwochen lautet daher: «Wir arbeiten für beide Autos auf die gleiche Weise, wir lassen sie beide auf die gleiche Weise Rennen fahren. Alles andere ist purer Unsinn.»
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(dpa)