Troyes – Marcel Kittel riss in der Hitze von Troyes die Faust in die Höhe, dann schlug er vor lauter Freude auf seinen Lenker. André Greipel schüttelte dagegen einmal mehr entnervt den Kopf.
Mit einem weiteren Sprint der Extraklasse hat Kittel seine Jagd auf den Rekord von Erik Zabel bei der 104. Tour de France eindrucksvoll fortgesetzt. Nach seinem Triumph in Lüttich gewann Kittel am Donnerstag auch die sechste Etappe über 216 Kilometer von Vesoul nach Troyes und ist mit nun elf Etappensiegen nur noch einen Erfolg von der Tour-Bestmarke des früheren Telekom-Profis entfernt.
Bei Temperaturen von über 35 Grad siegte der 29-Jährige in Troyes, wo Zabel bei der letzten Tour-Ankunft vor 17 Jahren triumphiert hatte, vor dem Franzosen Arnaud Demare und Greipel. Damit gestaltet sich die Frankreich-Rundfahrt immer mehr zur Tour d’Allemagne. Zwei Etappensiege für Kittel, einer für das deutsche Bora-hansgrohe-Team dank des inzwischen disqualifizierten Peter Sagan, dazu der begeisternde Grand Départ in Düsseldorf
Unterdessen wollte sich das deutsche Bora-hansgrohe-Team mit dem Tour-Ausschluss von Sagan noch nicht abfinden. Die Anwälte versuchten den Weltmeister zurück ins Rennen klagen – ohne Erfolg. Der Internationale Sportgerichtshof CAS lehnte das Gesuch ab. Sagan war wegen eines Ellbogen-Checks im Sprint von Vittel, bei dem sich Mark Cavendish das Schulterblatt brach, vom Weltverband UCI aus dem Rennen genommen worden.
Sagan hatte in den vergangenen fünf Jahren jeweils das Grüne Trikot gewonnen. Auf seine Nachfolge spekuliert nun Kittel. Der Quick-Step-Sprinter verkürzte den Rückstand auf den Franzosen Arnaud Demare auf 27 Punkte.
In der Gesamtwertung blieb alles beim Alten. Vorjahressieger Chris Froome liegt weiter zwölf Sekunden vor seinem walisischen Sky-Teamkollegen Geraint Thomas und 14 Sekunden vor dem italienischen Meister Fabio Aru. So erhielt Froome das 45. Gelbe Trikot seiner Karriere.
In Troyes lief diesmal beim Sprintfinale alles glatt, nachdem es zwei Tage zuvor in Vittel noch so gekracht hatte. Taktisch klug schoss Kittel im richtigen Moment aus dem Windschatten und sprintete an Demare und Greipel noch vorbei.
Gestartet wurde die Etappe in Vesoul, dabei nahm der 17-malige Tour-Teilnehmer Sylvain Chavanel seinen 335. Tag bei der Frankreich-Rundfahrt in Angriff, womit er Jens Voigt übertraf. Der deutsche Altmeister, bei der Tour als Experte im Einsatz, lief unterdessen morgens vor der Etappe noch einen Marathon. Für Chavanel ist es bis zum Rekord des Niederländers Joop Zoetemelk (363 Tage) aber noch weit.
Lange Zeit bestimmten die drei Ausreißer Perrig Quemeneur (Frankreich), Frederik Backaert (Belgien) und Vegard Stake Laengen (Norwegen) das Geschehen. Mehr als vier Minuten Vorsprung gestand das Feld dem Trio aber nicht zu, so dass das Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt war.
Beim Zwischensprint in Colombey-les-deux-Églises, dem Heimatort des früheren französischen Staatschefs Charles de Gaulle, waren die Ausreißer noch vorne. Den Sprint des Feldes entschied Demare für sich, Kittel schonte indes Kräfte für das Finale. Eine goldrichtige Entscheidung.
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(dpa)