Cluj-Napoca – Auf der Bodenmatte gab er nach seinem Sechskampf bei einem Tänzchen entspannt den Pistolero. Lukas Dauser wollte seine Freude nach dem siebten Platz im Mehrkampf der Turn-Europameisterschaften unbedingt mit den 4000 Zuschauern in der Polivalenta Arena von Cluj-Napoca teilen.
«Ich überlege mir immer wie ich turne, aber nicht, wie ich danach feiere», meinte er schmunzelnd zu seiner spontanen Geste. Sorgenfalten hatten indes die Verantwortlichen des Deutschen Turner-Bundes auf der Stirn, denn Hoffnungsträgerin Tabea Alt musste eine Stunde vor dem Finale wegen Magen-Darm-Problemen ihren Start im Mehrkampf absagen. Für sie wird nun die Chemnitzerin Pauline Schäfer an den Start gehen.
Seit dem Sieg von Philipp Boy 2011 in Berlin war kein Deutscher Turner weiter vorn im EM-Sechskampf gelandet als Dauser. 82,199 Punkte bedeuteten eine Steigerung gegenüber dem Vorkampf und zugleich eine Verbesserung um drei Ränge. «Das war ein echt guter Wettkampf. Natürlich war nicht alles perfekt, aber ich kann mehr als zufrieden sein», bemerkte er strahlend. Und er vergaß auch nicht den Hinweis, dass er im Barren-Finale noch ein ganzes Stück weiter vorn landen möchte. Dort duelliert er sich als Dritter des Vorkampfes unter anderen mit seinem Vereinsgefährten Marcel Nguyen im Kampf um die Medaillen. «Jetzt will ich die Akkus aufladen und dann am Sonntag die Halle rocken», kündigte Dauser an.
An Pferd und Ringen begann er solide und lag zunächst auf Rang 17 des Zwischenklassements, ehe der Weltcup-Zweite nach seinem gelungenen Kasamatsu mit eineinhalb Schrauben beim Sprung Emotionen zeigte und freudig in die Hände klatschte. An seinem Spezialgerät Barren turnte er nicht ganz so perfekt wie als Dritter der Qualifikation, doch rückte er mit 14,70 Punkten auf Rang sechs des Klassements vor. Am Reck sieht er noch Reserven in der Schwierigkeit, doch am Boden lief wieder alles nach Plan, so dass sein Tänzchen auf der Matte nur folgerichtig kam.
Dausers Trainingsgefährte Philipp Herder aus Berlin, der im Vorkampf noch knapp vor ihm gelegen hatte, beendete den Sechskampf ohne Patzer auf dem zehnten Rang (81,305) und war damit auch zufrieden. «Das Ziel waren die Top Ten, das habe ich geschafft. Aber gern wäre ich natürlich wie in der Quali vor Lukas gelandet», räumte er.
Beide Athleten werden seit einem Jahr am Stützpunkt Berlin von Robert Hirsch, dem Sohn von Cheftrainer Andreas Hirsch betreut. «Ich bin stolz auf die Leistung der beiden. Es gibt wenig auszusetzen», meinte der Coach und war da durchaus einer Meinung mit seinem Vater.
Seinen EM-Titel von 2015 in Montpellier verteidigte Oleg Wernjajew dank 85,866 Punkten mit Erfolg, auch wenn sich der Ukrainer diesmal am Boden einen Sturz erlaubte und am Barren unsicher wirkte. Es war das insgesamt fünfte EM-Gold für den Barren-Olympiasieger. Mehrkampf-Silber holte sich der Russe Artur Dalalojan (85,498) vor James Hall (Großbritannien/84,664).
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(dpa)