Rio de Janeiro – «Ein bisschen» haben sich Laura Ludwig und Kira Walkenhorst sogar gewundert, wie souverän sie auf dem Weg zur angestrebten Olympia-Medaille auch das zweite Gruppenspiel gegen Kanada dominiert und gewonnen haben.
«Ich fühle mich eigentlich noch gar nicht so gut», erzählte die 25 Jahre alte Walkenhorst. «Aber es ist natürlich beruhigend zu sehen, es geht alles auf», ergänzte die Wahl-Hamburger Beachvolleyballerin mit Hinweis auf ihren Coach Jürgen Wagner.
Der Mann weiß, wie Olympia-Gold funktioniert: Vor vier Jahren hat er Julius Brink und Jonas Reckermann zu Olympiasiegern gemacht. Danach übernahm der heute 60-Jährige eine neue Mission. Mit der schon erfolgreichen Ludwig und dem Talent Walkenhorst ging Wagner ein Vier-Jahres-Projekt an, das in Rio gekrönt werden soll.
«Wir können es definitiv schaffen. Wir haben ja in diesem Jahr viele gute Ergebnisse gemacht, haben alle Teams geschlagen», sagte der Chef des Unternehmens Ludwig/Walkenhorst. Auch Balltrainerin Helke Claasen und Mentaltrainerin Anett Szigeti gehören zum engen Zirkel.
Vieles vom Londoner Gold-Projekt wurde übertragen, einiges abgeändert. «Die Struktur und das Konzept sind gleich. Wir setzten sehr ähnliche Schwerpunkte», verriet Wagner. «Wie im wahren Leben sind Männer und Frauen aber total anders. Es ist viel enger, viel emotionaler, viel sensibler», beschrieb der Geschäftsmann und Trainer die Unterschiede zur der Zeit mit Brink/Reckermann.
Wagner veränderte mit der Erfahrung von über 30 Jahren als Volleyballtrainer in der Halle und am Beach nicht nur Training, Spielstrategie und Athletik bei Ludwig und Walkenhorst. Er veränderte auch die Persönlichkeiten. «Ich wollte zumindest am Anfang nicht so eine Nähe, wie wir sie jetzt haben. Wenn man allerdings Persönlichkeitsänderungen angehen will, geht das nur, wenn man ein ganz enges Verhältnis hat und blindes Vertrauen», sagte Wagner.
«Mir war klar, dass beide das Talent haben, das zu schaffen, wenn sie in allen Bereichen im Grenzbereich arbeiten: Bewegungslehre, Athletik und Psyche. Ich war schon überzeugt, dass wir unter die ersten Fünf kommen können», berichtete der einstige Bundesliga-Trainer und Auswahl-Coach in der Halle. Beim ersten Gespräch in seinem Haus in Moers stellte er Ludwig und Walkenhorst das Projekt vor. Für ihn ist Rio bereits die vierte Olympia-Teilnahme als Beach-Coach.
«Für mich war es klar, die Spielerinnen wussten nicht, was dahinter steckt», meinte Wagner mit einem Lächeln. Trotzdem entschieden sich Laura und Kira für den gemeinsamen Weg. «Wenn jeder von uns Dreien das am Anfang aufgezeichnet hätte, hätten zwar alle ein Tier gemalt. Aber der eine vielleicht einen Elefanten und der andere ein Krokodil. Das zusammen zu bringen und sich durchzukämpfen, das war sehr hart», sagte der Trainer. Inzwischen würde auf alle Blättern das gleiche Tier auftauchen. «Es ist ein sehr gutes Gefühl», sagte Ludwig (30).
Wagners Plan ging bisher auf, obwohl Walkenhorst 2014 am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte und die Olympia-Mission fast ein Jahr unterbrochen werden musste. Einigen Erfolgen auf der Welttour folgte die Stabilität in diesem Jahr mit vier Turniersiegen plus EM-Titel. «Es ist klar die Handschrift des Trainers zu erkennen», betonte Olympiasieger Brink, der in Rio als ARD-Experte den Weg von Ludwig/Walkenhorst und Wagner begleitet. Das letzte Gruppenspiel und das Achtelfinale sollen an der Copacabana nur Zwischenstationen sein.
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(dpa)