Paris – Der Kampfgeist ist geweckt. Ausgerechnet im Land des Fußball-Weltmeisters will das gerade in Holland aufs Neue beschädigte deutsche Nationalteam eine Wende in der Nations League erzwingen.
Die «massive Kritik», die es nach dem 0:3 in Amsterdam gegeben habe, soll nach dem Willen von Joachim Löw am Abend (20.45 Uhr) im Stade de France aus den Köpfen verbannt werden.
«Wir haben nichts zu verlieren in der Gruppe, sondern nur noch zu gewinnen. Wir wollen mutig und mit Dynamik nach vorne spielen», sagte der Bundestrainer in Paris. Kapitän Manuel Neuer hofft nicht nur für sich im Tor auf die Rückkehr des «Spielglücks» in dem großen Duell.
AUSGANGSLAGE: Deutschland belegt in Gruppe 1 nach zwei Partien mit einem Punkt den letzten Platz hinter Frankreich (4) und den Niederlanden (3). Die Rechnung ist kurios: Mit einem Sieg wäre auf einen Schlag sogar der Gruppensieg wieder möglich. Bei einer Niederlage rückt der Abstieg in die 2. Liga noch näher. Am letzten Spieltag empfängt Deutschland zum Rückspiel Holland in Leipzig. Zuvor spielt Oranje daheim gegen die Franzosen. «Wir kennen den Ernst der Lage», versicherte Kapitän Neuer. Das Ziel laute: «Drei Punkte.»
FRANKREICH: Seit 14 Spielen ist die in allen Mannschaftsteilen glänzend besetzte Équipe tricolore ungeschlagen. Erfolgscoach Didier Deschamps wird sich einen Tag nach seinem 50. Geburtstag vor einer stimmungsvollen Kulisse ein gelungenes Fußballfest wünschen. Die letzte Niederlage kassierte sein Weltmeister-Ensemble lange vor dem Triumph in Russland am 23. März bei einem 2:3 gegen Kolumbien. Es gilt für die DFB-Elf vor allem, Konter gegen die starke Offensive um den superschnellen Jungstar Kylian Mbappé zu vermeiden. «Man darf nicht außer Acht lassen, dass wir gegen keine «No Names» spielen», bemerkte Neuer zur kniffligen Aufgabe.
PERSONAL: Der Bayern-Torwart wird die angeschlagene Nationalelf wieder als Kapitän anführen. Löw hält zwar «die eine oder andere Änderung» für zwingend erforderlich, aber «es wird nicht Manuel Neuer betreffen». Konkurrent Marc-André ter Stegen muss wieder auf die Bank. Umstellungen gibt es auf anderen Positionen. «Nach einem 0:3 muss man wechseln. Wir haben die Lehren aus dem Spiel gezogen», sagte Löw. In der Abwehr muss der verletzte Jérôme Boateng ersetzt werden. In der Offensive könnte Leroy Sané mal eine Chance von Anfang an erhalten. Neuer will vorne mal wieder «Killerinstinkt» sehen. «Unser Problem ist, dass wir uns für unseren Aufwand nicht belohnen.»
TRAINERDISKUSSION: Ist Löw noch der richtige Mann? Die von der DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel nach dem WM-Desaster klar mit «Ja» beantwortete Frage stellt sich nach dem Holland-Spiel neu. Ans Hinschmeißen denkt der seit 2006 amtierende Löw nicht. «Solche Gedanken mache ich mir jetzt wirklich nicht. Auch nicht nach so einem Spiel», sagte der 58-Jährige in Paris dem ARD-Hörfunk. Er könne Kritik einordnen: «Ich bin jetzt schon lange in dem Geschäft dabei. Und ich habe auch schon einige Dinge überstanden.» Gute 90 Minuten gegen die beste Mannschaft der Welt würden ihm helfen.
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(dpa)