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Löw verbietet Arroganz gegen San Marino – Neuer fehlt

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Rimini – Ungewöhnlich lange schwor Joachim Löw seine verbliebenen 21 Spieler auf das besondere Spiel gegen den Fußball-Zwerg San Marino ein. D

er Bundestrainer redete bei schummrigen Licht im Trainingsstadion Santamonica di Misano mehrere Minuten auf die deutschen Nationalspieler ein. «Es ist ein bisschen dörflich hier», sagte der Schalker Benedikt Höwedes bei der ersten Übungseinheit an der Adria-Küste: «Es ist mit Sicherheit kein Länderspiel wie jedes andere. Trotzdem nehmen wir es ernst.»

Noch vor dem Training musste Löw seine Personalplanungen umändern. Nach unliebsamen Telefonaten aus München und Leverkusen reduzierte sich das Aufgebot für den letzten Länderspiel-Doppelpack 2016 in San Marino und Italien weiter. Kapitän Manuel Neuer vom FC Bayern sagte am Mittwoch wegen eines viralen Infekts den Flug nach Rimini ebenso ab wie Julian Brandt. Der Leverkusener Mittelfeldspieler hat sich eine Magen-Darm-Grippe zugezogen.

So begannen nur noch 21 der ursprünglich 25 nominierten Spieler im italienischen Urlaubsort die Spiel-Vorbereitung. Neuer und Brandt werden auch nicht nachreisen. Der DFB-Kapitän bekam eine paar Tage Ruhe verordnet und soll erst in der kommenden Woche beim FC Bayern wieder ins Teamtraining einsteigen. Brandt kuriert sich bei seinen Eltern aus. Löw verzichtet auf Nachnominierungen.

Zuvor hatten sich schon Toni Kroos, der wegen eines Haarrisses im Mittelfuß möglicherweise sogar längere Zeit ausfällt, sowie die ebenfalls verletzten Jérôme Boateng und Julian Draxler bei Löw abgemeldet. Dem beim FC Arsenal stark belasteten Mesut Özil gönnt der Bundestrainer eine Pause. Dass nun allerdings mit Neuer schon der fünfte Weltmeister nicht an Bord ist, passte dem 56-Jährigen nicht ins Konzept für die letzte Jahres-Mission. Für Neuer war auch bei der Papst-Audienz am kommenden Montag eine Hauptrolle vorgesehen.

An Löws sportlicher Zielstellung für das Punktspiel am Freitag in Serravalle gegen San Marino und das Testspiel vier Tage später in Mailand ändert sich aber nichts. «Wir wollen in San Marino auf keinen Fall arrogant auftreten, sondern werden hoch konzentriert und seriös unsere Aufgaben erledigen», betonte der gerade mit einem neuen Vertrag bis 2020 ausgestattete DFB-Chefcoach.

Eine eingehende Vorbereitung auf den Gegner, der in der Weltrangliste als Nummer 201 von insgesamt 211 Nationen gelistet ist, wird es aber nicht geben. Nach dem Flug aus dem nasskalten Frankfurt ins angenehm warme Rimini kann er in lediglich zwei Trainingseinheiten vor Ort die ideale Besetzung finden. «Für San Marino ist das Spiel gegen den Weltmeister natürlich etwas Besonderes», sagte der Bundestrainer.

Am Sieg- und Toreauftrag im Stadio Olimpico von Serravalle ändert das nichts. Zu groß ist der Niveauunterschied zwischen den hoch bezahlten deutschen Profis und den Amateuren der kleinen Republik. Im September 2006 hatte das DFB-Team in San Marino mit 13:0 gewonnen. Das ist noch immer der höchste Sieg in der Ära Löw. Seit Einführung der Weltrangliste 1993 ist San Marino von Platz 121 kontinuierlich abgestürzt und findet sich jetzt zwischen den Turks- und Caicos-Inseln und der Mongolei nur zehn Ränge vom letzten Platz entfernt wieder.

Der Unterschied soll sich beim aktuellen Duell auch im Resultat widerspiegeln. «Das sollten schon mehr als fünf Tore werden», meinte Ilkay Gündogan. Der nach langer Verletzungspause bei Manchester City immer dominanter auftretende Mittelfeldmann wird in die Startelf rücken, nachdem er bei seiner Rückkehr ins Nationalteam im Oktober zweimal eingewechselt worden war. «Ich gehe davon aus, dass wir mit zwei Mann absichern und der Rest sich um den Torerfolg bemüht», sagte der Münchner Verteidiger Mats Hummels.

Erstmals hat der Bundestrainer den Leverkusener Benjamin Henrichs, den Wolfsburger Yannick Gerhardt und den Bremer Serge Gnabry in seinen jetzt nur noch 23-köpigen Kader berufen. Dazu sind Max Meyer (Schalke 04) und Leon Goretzka (Schalke 04), die wie Gnabry und Brandt im Sommer in Rio de Janeiro die olympische Silbermedaille gewannen, wieder mit dabei. Vereinskollege Meyer wird wie in der Bundesliga sogar einen doppelten Bänderriss im Sprunggelenk ignorieren, um sich im Hinblick auf den Confed-Cup 2017 und die WM-Endrunde ein Jahr später in Russland bei Löw weiter anzubieten.

Der Bundestrainer machte den Talenten Mut: «Man kann jetzt nicht davon reden, dass man eine Mannschaft gefunden hat. Da kann noch viel passieren. Wir haben junge Spieler hinten dran, die sich im Training hervorragend unserer Philosophie anpassen.» Deutschland geht mit einer makellosen Bilanz von drei Siegen und 8:0 Toren in das vierte WM-Qualifikationsmatch, in dem das neue DFB-Trikot mit schwarz-rot-goldenem V-Kragen Premiere feiern soll.

Die voraussichtliche Aufstellung:

ter Stegen – Höwedes, Hummels – Kimmich, Khedira, Hector – Müller, Gündogan, Götze, Gnabry – Gomez

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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