Moskau – Nach seiner ersten WM-Dienstreise nach Moskau kann Joachim Löw mit einem guten Gefühl die Heimreise aus der verschneiten russischen Hauptstadt antreten.
Die Auslosung der WM-Gruppen mit Mexiko, Schweden und Südkorea als ersten Kontrahenten auf dem ehrgeizigen Weg zum historischen Titel-Doppel hatte der Bundestrainer mit der Souveränität des amtierenden Champions zur Kenntnis genommen. Jetzt will der Coach den WM-Feinschliff für Russland 2018 starten.
«Wir werden gemütlich essen gehen, und die einzelnen Gruppen nochmal genau anschauen, auch den weiteren möglichen Verlauf des Turniers», berichte Löw im Erdgeschoss des Kremlpalastes von seinem Moskauer Abendprogramm mit Teammanager Oliver Bierhoff vor der geplanten Rückkehr nach Deutschland.
Die sportliche Ausgangslage ist klar: Deutschland ist der logische Favorit auf den Spitzenplatz in der sonst ausgeglichenen Gruppe F. Fast schon ehrfürchtig reagierten die Gegner auf ihre bevorstehenden Duelle mit dem Titelverteidiger. «Es gibt keinen größeren Gegner als Deutschland, sie sind Weltmeister, das wird großartig», sagte Mexikos Coach Juan Carlos Osorio.
Im Confed-Cup-Halbfinale waren die Mexikaner beim 1:4 gegen Löws Perspektiv-Team im Sommer chancenlos gewesen. Jetzt kommt es am 17. Juni beim deutschen Turnierauftakt zum schnellen Wiedersehen im riesigen Moskauer Luschniki-Stadion.
«Natürlich ist das DFB-Team ein Team, das ich nicht unbedingt in unserer Gruppe haben wollte. Deutschland ist eins der drei besten Teams bei der WM, es wird sehr schwer, sie zu schlagen», sagte HSV-Profi Albin Ekdal, der am 23. Juni in Sotschi Deutschland fordern will. Und Südkoreas Coach Shin Tae-Yong warnte: «Deutschland ist die beste Mannschaft, aber wir spielen zuerst gegen Schweden. Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns zu sehr auf Deutschland zu konzentrieren.» Die Asiaten sind am 27. Juni in Kasan wie bei der WM 1994 in den USA letzter deutscher Vorrunden-Kontrahent.
Löw startet nun rasch die Detailplanungen. «Wir müssen alle Möglichkeiten mal durchspielen. In den nächsten Tagen werden wir uns daran machen, irgendwie voranzukommen in unseren Entscheidungsprozessen», sagte Löw. Eigentlich sollte die Quartierfrage in Kenntnis der Spielorte und Flugrouten ohne Hammer-Reisen in die weit entfernten Spielorte Jekaterinburg und Kaliningrad zu beantworten sein.
Doch offenbar verhindern dies noch andere Faktoren. «Wir müssen uns mal irgendwann entscheiden, wohin wir gehen ins Basecamp», sagte Löw über die noch offene Wahl des WM-Hotels in Sotschi oder Moskau.
DFB-Präsident Reinhard Grindel will sich nicht mehr einmischen und erklärte die Entscheidung zur Trainer-Chefsache. «Ich habe meinen Beitrag geleistet, um beide Alternativen möglich zu machen. Wir wollen mal abwarten, was der Trainer entscheidet», sagte der Verbandsboss. Eine mögliche Splittung mit Sotschi als erstem Standort und Moskau als Basis für die entscheidende Turnierphase spielt bisher in Löws Plänen keine Rolle. «Das alles ist nur Spekulation», sagte der Bundestrainer.
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(dpa)