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Löw nutzt Königsklasse als WM-Sichtung

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München – Der Neustart der Champions League macht auch Joachim Löw zum glühenden Fußballfan. Der Bundestrainer fiebert allerdings als Zuschauer im Stadion oder vor dem Fernseher auf eine andere Weise mit.

Die internationale Schaubühne dient Löw in erster Linie zur Sichtung für die Weltmeisterschaft. Eine Sorge treibt ihn dabei als Spielbeobachter um: Mögliche Blessuren von WM-Kandidaten. «Jede Verletzung, die jetzt über das Normale hinausgeht, wird schwierig», sagte Löw. Denn in vier Monaten geht das WM-Turnier in Russland los.

«Jetzt beginnt die heiße Phase mit den K.o.-Spielen in der Champions League», sagte Löw gespannt: «Das wird natürlich von uns mit besonderem Interesse verfolgt. So langsam spürt man, dass die WM demnächst beginnt.» Viele Fragen beschäftigen den Weltmeistercoach.

In welcher Form präsentieren sich Weltmeister wie Boateng, Hummels, Kroos oder Khedira? Wie weit ist Ilkay Gündogan? Und kann Marco Reus nach seinem Comeback bei Borussia Dortmund die Spiele des BVB in der Europa League dazu nützen, nach neun Monaten Pause wegen eines Kreuzbandrisses im Knie schnell wieder Top-Niveau zu erreichen?

Gerade die Champions League ist etwas anderes als die Bundesliga. In der Königsklasse werden auch die Nationalspieler des national überlegenen FC Bayern richtig gefordert. Die Weltspitze – Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Neymar – das ist für Löw der Maßstab.

Internationale Klasse müssen die 23 Akteure nachweisen, die der Bundestrainer am 4. Juni für die WM nominiert. Darum hatte Löw den Confed Cup im letzten Sommer in Russland auch mit vielen Talenten wie Timo Werner, Niklas Süle oder Leon Goretzka bestritten, um ihnen einen wertvollen Entwicklungsschub zu ermöglichen. Dieser Plan ging glänzend auf.

«Es steht jetzt immer mehr der Kontakt zu den Spielern im Vordergrund», berichtete Löw. Länger zusammen hat er sie erst wieder Ende März bei den einzigen Länderspielen vor der Nominierung des vorläufigen WM-Aufgebotes. «Wir haben bewusst Mannschaften ausgewählt, die uns alles abverlangen werden. Brasilien und Spanien gehören zu den Mitfavoriten bei der WM. Das ist auch für einzelne Spieler noch einmal die Chance, sich zu zeigen», erklärte Löw.

Es könnte dann auch zum Comeback von Reus im Nationaltrikot kommen. «Wenn ich meine Leistung bringe, dann werde ich bei der WM dabei sein», sagte der 28-Jährige selbstbewusst nach seinem Comeback am Wochenende beim Dortmunder Sieg gegen den HSV. Er sei während seiner Verletzungspause ständig mit Löw im Austausch gewesen, sagte Reus.

Nach fast zwölf Jahren als DFB-Chefcoach weiß Löw, was alles vor Turnieren passieren kann. Vor der WM 2010 fielen Torwart René Adler und Kapitän Michael Ballack verletzt aus, vor dem WM-Triumph 2014 erwischte es Reus im letzten Testspiel vor der Abreise nach Brasilien. Bei der EM vor zwei Jahren in Frankreich verletzte sich neben Pechvogel Reus auch der damals fest eingeplante Gündogan.

Im WM-Jahr musste Löw schon den Leipziger Marcel Halstenberg, der einen Kreuzbandriss erlitt, von der Kandidatenliste streichen. Auch der junge Flügelstürmer Leroy Sané verletzte sich. Löw sah den bösen Tritt aufs Sprunggelenk von Sané im Fernsehen. «Man erschreckt manchmal ein bisschen. Aber er hatte dann nur ein Band gerissen. Das ist überschaubar.» Sané meldete sich für Manchester Citys Champions-League-Auftritt in Basel schon wieder fit.

«Wir haben im Moment nicht allzu große Probleme», sagte Löw. Die größte Ungewissheit betrifft Kapitän Manuel Neuer, dessen Rückkehr in den Spielbetrieb nach einem dritten Mittelfußbruch weiter aussteht. Einen Zeitpunkt zu benennen, nannte Bayern-Trainer Jupp Heynckes zuletzt «kontraproduktiv». Der 31-jährige Neuer setzt seine Reha gerade in Thailand fort. Torwarttraining ist noch nicht möglich.

Neuer wird mindestens die Achtelfinalspiele des FC Bayern gegen Besiktas Istanbul verpassen. Da kann Löw Ersatzmann Sven Ulreich beobachten, der wegen Neuers Absenz auch bei ihm «ins Blickfeld» geraten ist. Ulreich ist neben dem für die WM gesetzten Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) und Loris Karius (FC Liverpool) der einzige Torwart, der sich in der Champions League präsentieren kann. WM-Kandidat Kevin Trapp sitzt bei Paris Saint-Germain nur auf der Bank. Das ärgert auch den Fußballfan und WM-Sichter Löw.

Fotocredits: Jean-Christophe Bott
(dpa)

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