München – Nach der süßesten Nullnummer seiner langen Ära als Bundestrainer konnte Joachim Löw erstmal erleichtert durchatmen.
«Ich bin heute zufrieden mit der Leistung der Mannschaft. Das ist aber auch meine Erwartung an die Mannschaft, diese Bereitschaft zu sehen, dass sich alle Spieler reinhauen, mal unabhängig vom Ergebnis, mal ein anderes Gesicht, ein anderes Auftreten zeigen. Deswegen bin ich zufrieden. Mit dem Ergebnis und dem Spiel kann ich sehr gut leben», sagte Löw nach dem 0:0 der Nationalmannschaft in den Nations League gegen den neuen Weltmeister Frankreich in München.
Während der DFB-Chefcoach den gelungenen Neustart nach dem Debakel bei der Fußball-WM eher sachlich analysierte, klang bei manchem seiner in Russland entzauberten Ex-Champions auch ein wenig Genugtuung durch. Nach Wochen der harschen Kritik wurde die öffentliche, aber auch die eigene Erwartungshaltung wieder erfüllt. «Wir wurden alle etwas schwächer geredet als wir sind in den letzten Monaten. Wir sind alle sehr heiß darauf, einigen Leuten zu zeigen, wie falsch sie damit liegen», sagte Mats Hummels.
Der Stabilisator in der Innenverteidigung war ein Garant für den disziplinierten Auftritt im veränderten taktischen Grundkonzept gegen die Équipe Tricolore. Wie auch die anderen Rio-Champions von 2014 hatte Hummels die Maßgabe von Löw, den «Karren» wieder anzuschieben, erfüllt.
«Es wurde im Vorfeld viel diskutiert, wie stark der Umbruch sein muss. Jogi Löw hat natürlich die Spieler, die schon länger dabei sind, bewusst in die Verantwortung genommen. Der Verantwortung muss man sich stellen. Natürlich ist die Motivation hoch gewesen, nicht nur sich selbst, sondern auch den Mitspielern zu zeigen, dass man um jeden Quadratmeter kämpfen muss», sagte Thomas Müller, der als Offensivmann viel nach hinten mitarbeitete.
Mit dem Remis ist in der Nations League alles offen. Im Oktober kommt es zu den schweren Auswärtsduellen in Holland und Frankreich. «Man wird sehen, wofür der Punkt dann gut ist. Für uns war wichtig, den ersten Schritt wieder auf die Fußballnation zuzugehen. Das haben wir geschafft, denke ich», sagte Müller zum erstmal geglückten Neuanfang, der mit etwas mehr Fortune in der zweiten Halbzeit auch hätte gewonnen werden können.
Löw verteidigte sein Festhalten an den Ex-Weltmeistern von 2014 für den notwendigen Neustart nach dem historischen Vorrunden-K.o. «Ich habe schon gesagt, dass der Einbau von jungen Spielern auch ein Prozess ist. Das wollte ich nicht von heute auf morgen. Man hat gesehen, dass Verteidiger wie Mats Hummels, Jérôme Boateng oder auch ein Toni Kroos extrem wichtig sind. Es ist wichtig, solche Spieler in der Mannschaft zu haben, die mit ihrer Klasse dagegen halten können.»
Mit der Versetzung von Joshua Kimmich vom Außenverteidiger auf die Sechserposition ging für Löw auch ein taktischer Kniff auf. «Er war sehr präsent und sehr zweikampfstark. Er war viel am Ball und hat das gut gelöst», sagte Löw über den Münchner.
Für den Test gegen Peru am Sonntag in Sinsheim plant der Bundestrainer nun einige personelle Änderungen. Es sei «schon sehr wahrscheinlich, dass der eine oder andere Junge von Anfang an die Möglichkeit bekommt», sagte der 58-Jährige.
Gegen die Équipe Tricolore standen in der Startelf ausschließlich WM-Spieler. In der Schlussphase kam noch Leroy Sané zum Einsatz, der von Löw im Trainingslager vor der WM aus dem Kader gestrichen worden war. Gegen WM-Teilnehmer Peru können sich nun die Neulinge Nico Schulz (1899 Hoffenheim), Thilo Kehrer (Paris Saint-Germain) und Kai Havertz (Bayer Leverkusen) Hoffnungen auf ihr Debüt im DFB-Trikot machen.
Fotocredits: Peter Kneffel
(dpa)