São Paulo – Er klang nicht nur verschnupft. Als er sich mit einem Besuch im peruanischen Machu Picchu einen Wunsch erfüllte, verkühlte sich Lewis Hamilton etwas. Nichts schlimmes, beruhigte er, ihm gehe es ansonsten sehr gut, betonte der 32 Jahre alte Brite in São Paulo.
Und so präsentierte sich Hamilton auch: Er sprach noch immer beseelt von seinem vierten WM-Triumph, scherzte, freute sich über die besten Ferien, die er je mit seiner Familie gemacht hatte und erzählte von einer leichten Panik, die rund 300 Nachrichten auf seinem Handy bei ihm ausgelöst hatten.
Zum vermeintlichen Aufreger-Thema sagte Hamilton nicht so viel. Natürlich habe er von alldem gehört, sagte Hamilton, um dann auf das Statement seiner Berater zu verweisen. Diese hatten versichert, dass beim Kauf des Privatfliegers über die Isle of Man alles legal gewesen sei. Laut «Paradise Papers» soll Hamilton beim Ausnutzen von Schlupflöchern rund vier Millionen Euro Steuern gespart haben.
In Großbritannien gehen nun manche davon aus, dass es mit dem Ritterschlag für den erfolgreichsten Formel-1-Fahrer des Vereinigten Königreiches erstmal nichts werden könnte oder sollte. Medienberichten zufolge hat sich die Parlaments-Abgeordnete Margaret Hodge gegen die Auszeichnung durch die Queen ausgesprochen – pikanterweise taucht auch die Königin in den «Paradise Papers» auf.
Hamilton will sich von den Schlagzeilen um seine Person nicht beeindrucken oder ablenken lassen. Er will die beiden letzten Saisonrennen als Sieger beenden. Dann käme er auf 64 Grand-Prix-Erfolge, 91 sind der Rekord von Michael Schumacher. Bei Poles könnte er auf 74 erhöhen, die 68 des Kerpeners hat Hamilton längst überboten. «Es ist weiterhin nicht mein Ziel, Michael zu jagen», bekräftigte Hamilton aber.
Er will einfach genießen, was er macht und das noch einmal auf einem anderen Level, sportlich wie emotional. «In diesem Jahr habe ich eine neue Liebe zum Rennfahren entdeckt», sagte Hamilton in der Unterkunft seines Mercedes-Teams. Das Duell mit Sebastian Vettel im Ferrari ist nicht nur für Fans aufregend. Vielleicht auch, weil beide zwar viermalige Weltmeister, am Ende doch so unterschiedlich sind.
Vettel wohnt in einem ehemaligen Bauernhof in der Schweiz und hütet sein Privatleben mit maximaler Sorgfalt, Hamilton ist der exzentrische Jetsetter der Formel 1. Modenschau in Paris, Trip nach New York oder die sieben neuen Weltwunder nacheinander abhaken. Der Machu Picchu gehört dazu. Dabei fragte sich Hamilton nach der Landung durch «die dunkelsten Wolken, durch die ich je geflogen bin» und Regen: «Was mache ich hier?».
Die Zeit für solche Ausflüge oder den nach eigenen Angaben besten Urlaub, den er mit seiner Familie je gemacht habe, nimmt sich Hamilton auch während einer Saison. Das Geld dazu hat er allemal. Er weiß aber auch, wie es ist, ohne viel davon auskommen zu müssen. Der Vater nahm gleich mehrere Jobs an, damit er die Karriere des Sohnes ebnen konnte.
Und jetzt ist Hamilton nicht nur einer der «ganz, ganz Großen» in der Formel 1, in der nur Juan-Manuel Fangio mit fünf und Schumacher mit sieben noch mehr Titel holten. Hamilton ist auch einer, den die Promis dieser Welt kennen. Das mag er. Mit spürbarem Stolz erzählte er von den rund 300 Nachrichten, die er nach seinem WM-Triumph vor knapp zwei Wochen in Mexiko bekommen hatte. Das Handy hatte er mal eine Weile ausgeschaltet und dann begonnen, jede Nachricht zu beantworten, weil er das immer so mache, erklärte Hamilton: «Ich bin dann fast in Panik ausgebrochen, weil sie wieder zurückgeantwortet haben.»
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(dpa)