Moskau – Frust in der Bundesliga, Lust in der Champions League: Bayer Leverkusen könnte die verkorkste Hinrunde in der nationalen Meisterschaft mit dem möglichen vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse hochwertig kompensieren.
«Wenn wir das schaffen, wäre das eine super Geschichte für die Mannschaft. Sie würde uns Schub und zusätzliche Motivation geben», sagte Chefcoach Roger Schmidt vor der Partie bei ZSKA Moskau am Dienstag (18.00 Uhr). Ein Sieg beim russischen Meister allein reicht dazu jedoch nicht. Parallel darf Tottenham Hotspur beim AS Monaco nicht gewinnen.
Allerdings müssen die Bayer-Profis die Enttäuschung der 2:3-Pleite gegen RB Leipzig abschütteln. «Wir wissen, dass wir in der Lage sind, solche Spiele zu verarbeiten. Inzwischen überwiegt wieder die Freude auf die Champions League», meinte Schmidt. «Wir haben eine gute Ausgangssituation. Deshalb: Abhaken und nach vorne schauen.»
Im Hinspiel hatte Bayer gegen Moskau nach einer 2:0-Führung den Sieg noch verschenkt und nur ein 2:2 erreicht. «Wir sind in guter Verfassung. Moskau wird zuhause sicher eine andere Gangart einlegen, aber wir wollen möglichst gewinnen», sagte Schmidt. Wegen eines Reifenschadens am Flugzeug vor dem Abflug in Köln traf der Bayer-Tross mit Verspätung in Russlands Metropole ein.
«Dass wir Moskau schlagen können, haben wir im Hinspiel gesehen, doch zuhause spielen sie viel sicherer», ergänzte Schmidt. In der Heimpartie zeigte seine Truppe dies aber nur gut eine halbe Stunde. «Wir wollen es jetzt über 90 Minuten schaffen», versprach Abwehrchef Ömer Toprak.
Auch gegen Leipzig verspielte man zuletzt wieder eine Führung – weil man mit ungezügeltem Gegenpressing ins Messer lief. Innenverteidiger Jonathan Tah nannte das «einfach dumm».
ZSKA Moskau konnte danach in der Gruppe E keinen Sieg mehr landen, wäre bei einer Niederlage wohl aber aus dem Rennen um den Einzug in die K.o.-Runde. «Für Moskau ist es fast schon die letzte Chance», sagte Bayer-Spielmacher Hakan Calhanoglu. «Die werden entsprechend motiviert sein, aber wir wollen den Dreier trotzdem zurück mit nach Deutschland nehmen.»
Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, der nach der Niederlage gegen Leipzig offen eine «verkorkste» Hinrunde anprangerte, hofft nun auf den Befreiungsschlag in Russlands Hauptstadt und Rückenwind für den Bundesliga-Jahresendspurt. «Wir haben eine Riesenchance, schon in die nächste Runde einzuziehen», sagte er. «Mit weniger Fehlern ist das sicherlich möglich.» Gegen die Sachsen verschoss Calhanoglu einen Elfmeter, produzierte Julian Baumgartlinger ein Eigentor und ermöglichte Torwart Bernd Leno mit einem Blackout das 2:3.
«Nach dem tollen 1:0 vor knapp drei Wochen im Wembley-Stadion bei Tottenham wollen wir einen möglichst großen Schritt in Richtung Achtelfinale der Königsklasse schaffen», sagte Bayer-Clubchef Michael Schade. Ein Sieg in Moskau würde die Chance eröffnen, am 7. Dezember in der BayArena «sogar den Gruppensieg gegen AS Monaco perfekt machen zu können».
Trainer Schmidt, der in Moskau auf Kapitän Lars Bender und Stürmer Stefan Kießling verzichten muss, interessieren die Spekulationen um Platz eins und einen möglichen Auftrieb für das Bundesliga-Topspiel am Samstag bei Bayern München nicht. «Wir dürfen noch nicht zu weit denken, brauchen die 100-prozentige Konzentration auf Moskau», warnte er. «Das wird dort schwer genug, da brauchen wir das Niveau der Spiele in Monaco und bei Tottenham.»
Auch die Negativserie von ZSKA in der Champions League – in den vergangenen zehn Spielen gab es für die Russen nur einen Sieg – ist für ihn nicht relevant: «Irgendwelche Serien eines Vereins spielen für mich keine Rolle.»
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(dpa)