Östersund – Schon vor dem Start in den Olympia-Winter ist sie für viele Gold-Laura, doch Biathlon-Überfliegerin Dahlmeier interessiert der Hype um sie herzlich wenig.
«Es erwarten jetzt alle sehr, sehr viel von mir, aber das kann ja auch beflügeln», sagte die 24-Jährige vor dem ersten Weltcup-Rennen im schwedischen Östersund: «Es hat doch schon mal geklappt, warum soll es nicht wieder klappen?» Deutschlands größte Gold-Hoffnung bei den Spielen 2018 in Pyeongchang wird nach einer überragenden Saison mit fünf WM-Titeln und dem Gesamtweltcupsieg wieder die Gejagte sein.
Die Erfolge ließen ihre Bekanntheit in den vergangenen Monaten steigen, nicht nur in ihrer bayerischen Heimat wird Dahlmeier längst häufig erkannt. «Mein Ziel war es nie Promi zu werden, sondern Biathletin», sagte sie kürzlich in einer ARD-Reportage: «Ich möchte an meinen sportlichen Leistungen gemessen werden.» Nicht an lustigen Interviews oder Auftritten auf dem Roten Teppich. «Das ehrt mich natürlich alles sehr, aber das macht den Alltag nicht leichter.»
Und so schottet sich Dahlmeier am liebsten vor der Öffentlichkeit ab. Ihr Privatleben ist tabu, im Rampenlicht fühlt sie sich längst nicht so wohl wie Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner, und im Urlaub geht es auf weit entfernte Berggipfel. Bei den Klettertouren findet sie Ruhe und Ablenkung. Mit einer Freundin bestieg sie im Sommer in Peru unter anderem den 5947 Meter hohen Alpamayo, den schönsten Berg der Welt. Oder wie Dahlmeier es nennt: «Den Gipfel meiner Träume.»
Einen weiteren Traum, ihren größten sportlichen, will sie sich im Februar erfüllen. Seit ihrer Kindheit träume sie vom Olympiasieg, in Südkorea soll das gelingen. «Eine Goldmedaille, am liebsten im Einzel» will sie holen. Diesem Ziel wird alles untergeordnet. «Die wichtigsten Wettkämpfe sind nicht in Östersund, sondern in Pyeongchang.» Noch ist nicht klar, ob Dahlmeier am Sonntag gleich in der Mixedstaffel antritt oder erst nächsten Mittwoch im Einzel.
Doch egal wann die überragende Schützin in die Loipe geht, Favoritin dürfte sie immer sein. «Laura traue ich grundsätzlich zu, dass sie jedes Rennen konstant gut durchkommt», sagte Bundestrainer Gerald Hönig der Deutschen Presse-Agentur: «Ich bin sicher, dass es bei Laura keine großen Ausrutscher geben wird.»
Dafür legte das nur 1,62 Meter große Ausdauerwunder im Sommer die Grundlage. Mit Skirollern ging es in den Alpen auf Bergpässe, dazu kamen schweißtreibende Einheiten im Kraftraum und stundenlanges Schießtraining. Den Feinschliff gab es bis Sonntag im Trainingslager im norwegischen Sjusjoen. «Die Erfolge müssen bestätigt werden», sagte die siebenmalige Weltmeisterin: «Ich freue mich auf Olympia.»
Doch ganz ungetrübt ist die Vorfreude nicht, denn die Korea-Krise beschäftigt auch die Skijäger. Sollte sie sich weiter verschärfen und es wirklich gefährlich werden, würde Dahlmeier unter Umständen sogar auf ihre zweiten Winterspiele verzichten. «Sport, Biathlon ist aktuell das Wichtigste in meinem Leben. Aber ich möchte jetzt nicht nicht mehr heimkommen, bloß weil die Olympischen Spiele in einem Land sind, wo es 60 Kilometer entfernt politische Unruhen gibt», sagte sie. «Das geht an mir nicht spurlos vorüber.»
Fotocredits: Lee Jin-Man
(dpa)