Bremen – Das Selbstvertrauen, das Florian Kohfeldt nach dem Spiel zeigte, hätte sich manch ein Werder-Fan am Fernseher zuvor auch von seiner Mannschaft gewünscht.
«Das ist nichts, wo ich sage: Das war es jetzt. Das ist noch kein K.o.-Schlag für uns», sagte der Trainer des Tabellen-17. nach dem 1:4 (1:2) gegen Bayer Leverkusen.
Das erste Geisterspiel der Bremer Bundesliga-Geschichte sollte eigentlich so etwas wie ein Neustart für den Abstiegskandidaten sein. Zwei Monate hatte Werder Zeit, um seine Fitness-Rückstände aufzuholen und sich die ganzen Negativerlebnisse der bisherigen Saison aus den Kleidern zu schütteln. Doch die bittere Erkenntnis des Montagabends war: Dieses Spiel lief genauso, wie es nach Einschätzung vieler schon am 16. März mit Zuschauern in einem vollen Stadion gelaufen wäre. Werder fehlte die Überzeugung, die Leidenschaft, die Qualität. Werder spielte genauso, als hätte es in der Fußball-Bundesliga nie eine Corona-Unterbrechung gegeben. «Wir haben alles gegeben, aber wir waren nicht gut genug», sagte Kapitän Niklas Moisander.
Der Einzige, der sich gegen diesen Eindruck stemmte, war Kohfeldt. «Ich kann jetzt nicht auf die Mannschaft eindreschen», sagte der Trainer. «Der Schlüssel wird sein, dass wir das Vertrauen in unser Offensivspiel behalten. Wenn wir jetzt zweifeln, dann wird es nicht gehen.» Am Samstag geht es mit einem Auswärtsspiel beim SC Freiburg weiter, wieder nur drei Tage später kommt dann schon Borussia Mönchengladbach ins Weser-Stadion. «Wir müssen punkten, egal gegen wen», sagte Kohfeldt. «Die Hoffnung ist nach wie vor groß. Beim nächsten Spiel ist schon ein bisschen mehr Rhythmus da.»
Aber, das sagte auch Kohfeldt: «Die Zeit wird knapp.» Nur noch neun Spiele bleiben Werder, um nicht nach genau 40 Jahren ein zweites Mal aus der Bundesliga abzusteigen. Nimmt man die jüngsten neun Ligaspiele zum Maßstab, bräuchten die Bremer gar nicht mehr weiter zu spielen. Aus denen holten sie nur vier Punkte. Fortuna Düsseldorf auf dem Relegationsplatz ist aber bereits fünf Zähler entfernt.
Werder half es gegen Leverkusen nicht einmal weiter, dass dem Tschechen Theodor Gebre Selassie (30.) nur zwei Minuten nach dem 0:1-Rückstand ein schneller Ausgleich gelang. Denn wieder nur drei Minuten später köpfte Kai Havertz sein zweites Tor für Bayer 04 (28./33.). Mitchell Weiser (61.) und Kerem Demirbay (78.) machten dann nach der Pause alles klar. Leverkusens Trainer Peter Bosz war sehr zufrieden, er lobte sein Team – aber auch er machte den Bremern weiter Mut: «Sie sind Tabellen-17.», sagte der Niederländer. «Aber normal gehören sie da nicht hin.»
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(dpa)