Leipzig – Jetzt zählt’s. RB Leipzig will entgegen den Vorhersagen von Bayern-Präsident Uli Hoeneß den Beweis antreten, auch mit einer jungen, unerfahrenen Mannschaft in der Königsklasse zu bestehen.
«Es ist an uns, auch in der Champions League das Gegenteil zu beweisen», sagte Trainer Ralph Hasenhüttl und zeigte sich kämpferisch vor der Premiere am Mittwoch gegen den französischen Meister AS Monaco (20.45 Uhr). Schließlich war es der Bayern-Chef, der den Sachsen eine schwere Saison prophezeit hatte: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass man es nur mit jungen Leuten schaffen kann, wenn man dreimal die Woche spielt.»
Die nächsten Wochen werden zeigen, wie weit RB in seiner Entwicklung tatsächlich ist. Beim ersten internationalen Auftritt einer Leipziger Mannschaft seit 1988 – damals verlor der 1. FC Lok Leipzig im UEFA-Pokal gegen den SSC Neapel (0:2) – fordert Sportdirektor Ralf Rangnick «eine Leistung am Limit».
Umso wichtiger wäre ein Einsatz des Leistungsträgers Naby Keita. Der in der kommenden Saison für 70 Millionen Euro nach Liverpool wechselnde Mittelfeldspieler aus Guinea konnte wegen Adduktorenproblemen nicht mit der Mannschaft trainieren. Die Physiotherapeuten arbeiten rund um die Uhr, es wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Dafür ist der zuletzt im Spiel beim Hamburger SV (2:0) noch erkältet fehlende Emil Forsberg wieder fit. Für ihn wird es ein Gänsehautmoment. «Ich war zehn Jahre alt, als ich das erste Mal diese Hymne gehört habe», äußerte der beste Vorlagengeber der Bundesliga seine Vorfreude auf das erste Gruppenspiel.
Die Vorzeichen könnten unterschiedlicher nicht sein: Debütant gegen Vorjahres-Halbfinalist. In Sachen Fußball-Philosophie haben beide Vereine aber eine ähnliche DNA. Die Monegassen haben sich den Ruf als bester Ausbildungsverein Europas erarbeitet, nicht zuletzt wegen den 462 Millionen Euro an Transfereinnahmen seit 2014. Und die Leipziger gelten seit der Amtsübernahme von Rangnick im Jahr 2012 ebenfalls als Talentschmiede.
Kylian Mbappé (Paris Saint Germain), Benjamin Mendy und Bernardo Silva (beide Manchester City) oder Tiemoué Bakayoko (FC Chelsea) – allein in diesem Sommer haben mehrere Hochkaräter Monaco in Richtung internationaler Top-Clubs verlassen. Leipzig wird indes 2018 das Fünffache für den schnellen Dribbler Naby Keita erhalten, der für 15 Millionen Euro vom Schwesterclub RB Salzburg gekommen war. «Das ist ja fast noch ein Schnäppchen», meinte Hasenhüttl mit Blick auf die teils astronomischen Ablösesummen schmunzelnd.
Nach großen Verpflichtungen und teuren Stars fährt Monaco nun eine neue Linie. Zuvor hatte der milliardenschwere Oligarch Dmitri Rybolowlew den Verein in nur sechs Jahren Monaco wieder zu einer europäischen Topadresse gemacht. «Es gibt zwei Wege, die man gehen kann: Entweder du investierst schnell sehr viel Geld oder du baust ein intelligentes Projekt auf, bei dem du dich auf die eigene Jugend-Akademie und Prinzipien harter Arbeit und guten Scoutings verlässt», meinte Wadim Wasiljew, in Monaco für Transfers zuständig. Zudem formte Trainer Leonardo Jardim die jungen Talente und führte den Club zurück auf Platz eins der Ligue 1.
Der deutsche Vizemeister setzt sich keine Ziele, will nur von Spiel zu Spiel mit seinem Tempofußball überraschen. Berti Vogts traut dem Club gar eine Sensation zu. «Leipzig ist für mich der Geheimfavorit auf den Champions-League-Titel!», schrieb der Ex-Bundestrainer in einer Kolumne für «t-online.de». Seine Begründung: «So schnell wie möglich in die gegnerische Hälfte, so schnell wie möglich abschließen – das ist der Plan. Das sind einige große Vereine gar nicht mehr gewohnt.»
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(dpa)