Hamburg – Im Stadion seines persönlichen Grauens nahm Jürgen Klopp den nächsten Rückschlag für den FC Liverpool auf seine Kappe.
«Ich habe großen Anteil an dieser Leistung, das war ganz sicher mein Fehler», räumte der Erfolgscoach nach der bitteren 0:1-Niederlage in der Champions League beim SSC Neapel ein. Nach der Erfolgsserie zum Saisonstart und den folgenden Patzern beim League-Cup-Aus, dem 1:1 beim FC Chelsea und der «schlechtesten Saisonleistung» («The Mirror») in Neapel müsse er vor dem Liga-Hit gegen Meister Manchester City am Sonntag «sicherstellen, dass wir bereit sind», betonte Klopp voller Selbstkritik. «The Mirror» fürchtet zumindest, dass das Weiterkommen in der Champions League «ernsthaft in Gefahr geraten könnte».
«Ihr (die Medien) habt uns bisher dafür gelobt, wie wir gespielt haben. Heute haben wir nicht geliefert, so ist Fußball nun mal. Gegen ein gutes Team kann man in der Champions League verlieren. Das ist passiert, mehr nicht», meinte Klopp in dem Versuch, die Niederlage gleichzeitig zu erklären und kleinzureden. Ein «taktischer Fehler» habe zur Last-Minute-Pleite geführt. «Sie haben das Spiel gewonnen, weil sie ein Tor geschossen haben, aber wir haben nicht mal einen Torschuss abgegeben. Ich weiß nicht, wann das das letzte Mal passiert ist», klagte Klopp und ergänzte: «Ich will die Leistung von Napoli nicht schmälern, aber wir hatten großen Anteil daran.»
Matchwinner Lorenzo Insigne war dies egal und er frohlockte: «Es ist schön, so zu gewinnen.» Man könne nun «jedes Team in Schwierigkeiten bringen». Clubchef Aurelio De Laurentiis lobte gleich alle seine Mannen: «Großartiger Sieg einer großartigen Mannschaft. Und (Trainer) Ancelotti wird seinem Ruf gerecht.» Neapel (4 Punkte) führt die Rangfolge der drei Top-Clubs vor dem von Thomas Tuchel trainierten Starensemble von Paris Saint-Germain und Liverpool (beide 3) an.
Für Klopp gab es immerhin eine positive Nachricht: Beim wegen Rückenschmerzen früh ausgewechselten Naby Keita seien «keine ernsthaften Probleme» festgestellt worden, der Ex-Leipziger könne gegen Man City mitwirken, meldete das «Liverpool Echo». Dennoch ist und bleibt Neapel kein gutes Pflaster für Klopp. Unvergessen ist sein Feldverweis, als er 2013 als Dortmunder Coach unweit des Vesuvs «den Affen machte» (O-Ton Klopp), den vierten Offiziellen wüst beschimpfte und für zwei Spiele gesperrt wurde. Mehr noch: Insgesamt war es der vierte vergebliche Siegversuch des 51-Jährigen im Stadio San Paolo.
Und ausgerechnet Tuchel, sein einstiger Mainzer Kumpel und Nachfolger beim BVB ist gerade in aller Munde. Siegen in allen acht Liga-Spielen (bester PSG-Start und Einstellung des Lille-Rekords in Frankreich aus dem Jahr 1936) folgte die 6:1-Torgala gegen Roter Stern Belgrad.
«Le Parisien» feierte mit einem Wortspiel den dreifachen Torschützen: «Neymar stellt alle zufrieden. (…) Und wenn es einen Stern während des Spiels gab, dann war er nicht rot, aber er hieß Neymar», schrieb das Blatt. Und ehrte Tuchel dafür, aus dem teuer zusammengekauften Kader eine Einheit geformt zu haben: «Tuchels Weisungen verwandeln diese Mannschaft in eine wirkliche Gemeinschaft», schrieb das Blatt.
Fotocredits: Andrew Medichini
(dpa)