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Klartext von «Jogi Allmächtig»

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St. Petersburg – Vor dem großen Finale sprach der große Joachim Löw große Worte. Der Bundestrainer wartete beim Confed Cup den Ausgang des Titelkampfes gegen Chile gar nicht mehr ab, um sein Urteil über den bemerkenswerten deutschen Fußballsommer mit den möglichen Weltmeistern zu verkünden.

Löws Botschaft ist klar: Einen Automatismus für den fünften deutschen WM-Titel 2018 sieht der Weltmeistercoach nach dem EM-Triumph der U21-Junioren in Polen und dem erstaunlichen Auftritt seines Perspektivteams nicht.

«Diese beiden Turniere haben wenig Aussagekraft für eine WM im nächsten Jahr», sagte Löw im Endspielstadion von St. Petersburg vor der Weltpresse. Die daheim gelassenen Weltmeister wie Manuel Neuer, Toni Kroos und Co. plus Confed-Cup-Entdeckungen wie Mittelfeldkönner Leon Goretzka (22) und Sturmhoffnung Timo Werner (21) plus U21-Champions wie Hoffenheims Rechtsverteidiger Jeremy Toljan (22) und den schon im A-Team erprobten Schalker Max Meyer (21) gleich Titelgarantie 2018 – diese Gleichung geht für Löw nicht auf.

Die Talente stünden doch erst am Anfang. «Die nächsten fünf, acht oder zehn Jahre wird sich zeigen, was diese Spieler leisten können. Sind sie in der Lage, von großen Talenten zu einem Weltklassespieler zu reifen? Weil das braucht man, wenn man Weltmeister werden will. Da braucht man Weltklassespieler», erklärte der DFB-Chefcoach.

Natürlich geht es dem eloquenten Löw, der international zu einem bewunderten Startrainer gewachsen ist und sich in Deutschland mit seinem geglückten Confed-Cup-Experiment den Status eines «Jogi Allmächtig» erworben hat, auch darum, überbordende Erwartungen an seine Titelmission 2018 zu bremsen. «Es herrscht jetzt eine gewisse Euphorie im Land, die vor vier Wochen noch ganz anders war. Wir haben eine gute Basis, aber eine WM ist das allerwichtigste Turnier», sagte der Turniertrainer mit Blick auf die WM: «Wir müssen uns an Messis und Ronaldos, an Toni Kroos und und und orientieren. Sechs, sieben Nationen kann ich aufzählen, gespickt mit überragender Qualität.»

Er weiß, dass in einem Jahr wie 2014 in Brasilien alles passen muss, von Spiel eins bis sieben, dem Finale am 15. Juli 2018 in Moskau. «Die WM ist das schwierigste Turnier überhaupt. Man muss eine fast übermenschliche Leistung bringen – und zwar über fünf Wochen! Man darf sieben Spiele fast keine Fehler machen, zumindest ab der K.o-Runde nicht. Man muss jedes Spiel total an die Leistungsgrenze gehen. Da muss alles irgendwie passen», erklärte der DFB-Chefcoach. Verletzungen, Rückschläge, Formkrisen – Löw kennt die Stolpersteine.

Aber er weiß auch, dass für ihn dieser Turniersommer 2017 Richtung WM-Sommer 2018 Gold wert sein kann. 44 Spieler hatte er als Chef mit Weisungsbefugnis zusammen mit U21-Europameistercoach Stefan Kuntz für den Confed Cup und den Junioren-Höhepunkt ausgewählt – Talente über Talente. «Für mich persönlich gibt es überhaupt keinen Verlierer in dieser Mannschaft, sondern nur Spieler, die profitiert haben und die weitergekommen sind», sagte er über seine Confed-Cup-Boygroup. «Das war meine allerwichtigste Aufgabe und Priorität, die ich gesetzt habe. Wir Trainer haben dieses Ziel zu hundert Prozent erreicht.»

In der neuen Länderspielsaison und bei der WM 2018 werden wieder die «Hochkaräter» wie die Münchner Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller sowie Real-Star Toni Kroos oder Arsenals Mesut Özil die Hauptrollen einnehmen, bemerkte auch Julian Draxler. Aber der Confed-Cup-Kapitän sagte vor dem Endspiel gegen Chile in St. Petersburg auch: «Die Mannschaft, die hier ist, ist sicherlich keine B-Mannschaft. Ich denke, der Bundestrainer ist sehr zufrieden. Die Auswahl an Spielern, die er für das nächste Jahr hat, ist sehr groß.»

In der Tat: Löw hat bekommen, was er wollte. «Der Konkurrenzkampf wird geschürt, das ist gut. Die Qualität einer Mannschaft zeigt sich auch, wenn man auf die Bank schaut», betonte er. Löw weiß, dass er viele neue Optionen dazu bekommen hat und es in den kommenden zwölf Monaten auch entscheidend an ihm liegen wird, die Bausteine richtig zusammenzufügen: «Ich finde es großartig, dass junge Spieler solche Leistungen schon zeigen. Aber sie müssen sich noch weiter steigern. Die schwere Zeit, die harte Arbeit, die kommt jetzt noch.» Sie hat begonnen für die Goretzkas und Werners – aber auch für Joachim Löw.

Fotocredits: Martin Meissner
(dpa)

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