Lausanne – Ihre lebenslangen Olympia-Sperren nehmen die russischen Sportler nicht hin. Stattdessen klagen sie beim Internationalen Sportgerichtshof CAS.
Eine Übersicht:
Ski-Langlauf: Gleich elf Langläufer wehren sich vor dem CAS gegen ihre Sperre, darunter mit Alexander Legkow der Goldmedaillengewinner von 2014 über 50 Kilometer. Doch auch die meisten anderen Athleten sind bei WM und Olympia medaillendekoriert: Maxim Wylegschanin, Alexander Bessmertnich, Nikita Krjukow, Jewgeni Below, Alexej Petjukow oder Julia Tschekalewa. Besonders Legkow zieht aber die Aufmerksamkeit auf sich. Er trainierte und lebte vor Sotschi bereits fast ausschließlich in Westeuropa, arbeitete mit dem Schweizer Reto Burgermeister zusammen und beteuerte immer wieder seine Unschuld. Nach dem IOC-Urteil brach er psychisch zusammen. Kämen die Russen um eine Sperre herum, wäre interessant, wie der Trainingszustand Legkows ist, der nun mit dem deutschen Coach Markus Cramer zusammenarbeitet.
Rodeln: Die russischen Rodler Albert Demtschenko und Tatjana Iwanowa sind lebenlang gesperrt wurden. Der Weltverband FIL hat aber erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Olympia-Sperren durch das IOC bekräftigt. Die Beweislage gegen die beiden Athleten sei laut FIL-Disziplinarausschusschef Christian Krähe zu dünn. Demtschenko, mittlerweile russischer Nationaltrainer, hatte bei den Winterspielen in Sotschi 2014 wie Iwanowa Silber gewonnen. Die FIL verzichtet auf weitere Sanktionen gegen die russischen Sportler.
Bob/Skeleton: Ähnlich wie die FIL positioniert sich auch der Bob-Weltverband IBSF. Die vom IOC lebenslang für Olympia gesperrten Russen dürfen weiter im Bob-Weltcup starten. Eine Beschwerde vom Weltverband IBSF für eine Einstweilige Verfügung wurde vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) abgelehnt. «Das CAS hat eindeutig keine rechtliche Zuständigkeit», heißt es. «Als Folge dürfen die Athleten bei den IBSF-Veranstaltungen wie z.B. dem Weltcup, dem Europa Cup, dem Nord Amerika Cup oder dem Intercontinental Cup starten», so die IBSF. Demnach werden die Verfahren gegen Skeleton-Olympiasieger Alexander Tretjakow, der Olympia-Dritten Jelena Nikitina, Maria Orlowa, Olga Potilizina, Ilwir Chusin, Alexander Kasjanow und Alexej Puschkarew eingestellt.
Biathlon: Olga Saizewa ist die prominenteste der drei gesperrten Skijägerinnen. 2006 und 2010 war sie Olympiasiegerin mit der Staffel. Außerdem holte sie 2010 auch Olympia-Silber im Massenstart und dreimal WM-Gold. Sie wurde in Sotschi vom Ruhpoldinger Trainer Wolfgang Pichler betreut, der sich über die Sperre wundert. «Sie hat in Belgien gelebt, und dann in der Schweiz», sagte er. Fast alle Trainingslager seiner Gruppe seien in Mitteleuropa oder Skandinavien durchgeführt worden. Pichler betreute auch Jana Romanowa. Olga Wiluchina gehörte nicht zur Pichler-Gruppe, lief aber auch in der Silber-Staffel von Sotschi und hat ihre Karriere schon beendet.
Eisschnelllauf: Zu den vier Eisschnellläufern, die sich an den CAS wenden, gehören drei Hochkaräter. 1500-Meter-Weltrekordler Denis Juskow ist Topfavorit auf seiner Spezialstrecke, die er zwischen 2013 und 2016 schon dreimal bei der WM gewann. Er wurde vom IOC zwar nach Untersuchungen der Oswald-Kommission frei gesprochen, war zuvor aber wegen Marihuana-Missbrauchs bis 2008 vom russischen Verband für vier Jahre gesperrt. Auch bei der Heim-EM in Kolomna Anfang Januar war er nicht zu schlagen. EM-Medaillen holten dort auch Olga Fatkulina, die Olympia-Silber von Sotschi über 500 Meter wegen ihrer Sperre durch das IOC verlor, und Langstreckler Alexander Rumjanzew.
Eishockey: Es ist lediglich das Frauenteam betroffen und hat daher keinen Einfluss auf Deutschland – das DEB-Frauenteam ist nicht qualifiziert. Allein die Anzahl von acht Spielerinnen verdeutlicht, dass das russische Team deutlich geschwächt wäre, blieben die Sperren bestehen. Medaillenaspirant sind die Russinnen aber ohnehin nicht.
Skispringen: Kein russischer Skispringer klagt vor dem CAS. Der inzwischen 38-jährige Dimitri Wassiljew wurde 2001 für zwei Jahre gesperrt, weil er eine verbotene Substanz zum Abnehmen eingenommen hatte. Auf den Schanzen spielen die Russen kaum eine Rolle, einen russischen Weltcup-Sieg gab es noch nie.
Nordische Kombination: In der Nordischen Kombination spielen die russischen Athleten keine Rolle. So ist es auch nicht verwunderlich, dass weder ein Sportler gesperrt ist noch vor dem CAS klagen muss.
Shorttrack: Kein Russe klagt vor dem CAS.
Ski alpin: Keine russischen Sportler vor dem CAS.
Eiskunstlauf: Keine russischen Sportler vor dem CAS.
Snowboard/Freestyle: Keine russischen Sportler vor dem CAS.
Curling: Kein russischer Athlet vor dem CAS.
Fotocredits: Dominic Favre
(dpa)