Rio de Janeiro (dpa) – So gut waren die deutschen Tennis-Damen bei Olympia seit 24 Jahren nicht mehr. Wimbledon-Finalistin Angelique Kerber und Spätstarterin Laura Siegemund kämpfen nach Zweisatz-Siegen im Achtelfinale an diesem Mittwoch in Rio um den Einzug in das Halbfinale.
Erstmals seit 1992 mit Steffi Graf und Anke Huber mischen damit zwei deutsche Spielerinnen im Viertelfinale mit – die Sommerspiele in Barcelona endeten mit einer Silbermedaille für Tennis-Ikone Graf.
Vielleicht geht in Rio sogar noch mehr. «Ich bleibe sehr, sehr gerne bis zum Ende», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner schmunzelnd. Denn die Weltranglisten-Zweite Kerber unterstrich mit einem über weite Strecken starken Auftritt ihre Ambitionen und warf die frühere US-Open-Siegerin Samantha Stosur mit 6:0, 7:5 aus dem Turnier. Nun will sich die Viertelfinalistin von 2012 auch nicht von Johanna Konta stoppen lassen. Gegen die Britin hatte die Kielerin auf ihrem Weg zum ersten Grand-Slam-Sieg im Januar bei den Australian Open im Halbfinale gewonnen.
Kerber hatte in ihrem Achtelfinale gegen die Australierin Stosur zunächst keinerlei Probleme. 32 Minuten benötigte sie für den souverän gewonnen ersten Satz. Im zweiten Durchgang wurde es etwas spannender. Nach einem Break zum 4:2 vergab Kerber wenig später ihren Matchball mit einem Doppelfehler. Stosur gelang daraufhin das Rebreak zum 5:5. Kerber ließ sich nicht beirren, nahm der Australierin postwendend den Aufschlag wieder ab. Sie bejubelte ihr Break zum 6:5 mit einem «Komm jetzt». Wenig später machte sie dann alles klar.
Mit dem 6:4, 6:3 über die Belgierin Kirsten Flipkens zog Siegemund ins Viertelfinale ein und bekommt es nun mit Monica Puig aus Puerto Rico zu tun. «Für mich ist das jetzt schon eine Riesenleistung. Ich habe bestätigt, dass ich hier sein darf. Das, was kommt, ist Sahnehäubchen», sagte die Metzingerin.
Noch zwei Siege fehlen den beiden verbliebenen deutschen Teilnehmern, damit sie wie zuletzt Tommy Haas 2000 mit Silber eine Einzelmedaille feiern können. Auch Siegemund ist bei ihrer Olympia-Premiere eine Überraschung zuzutrauen. «Ich glaube, dass sie so einen Schwung mitbringt, dass sie jeden schlagen kann», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. «Es ist beeindruckend, wie sie sich präsentiert.»
In der Runde der besten Acht wird Siegemund vermutlich all ihre Energie benötigen. Als Weltranglisten-32. steht die Taktikerin zwei Plätze besser da als Puig. Gespielt hat sie noch nie gegen ihre nächste Kontrahentin, die überraschend die French-Open-Siegerin Garbiñe Muguruza abfertigte.
Trotz allem Ehrgeiz will Siegemund Olympia vor allem genießen. Sie versucht, einen Tick entspannter zu sein – und hat damit Erfolg. Das ist jedoch nicht einfach für eine Perfektionistin wie sie. «Aber ich habe gelernt, manchmal auch locker zu lassen. Dann kommt viel mehr positive Energie vom Kopf», sagte die Spätstarterin.
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