São Paulo – Max Verstappen hat Sebastian Vettel die Pole bei dessen 100. Rennen für Ferrari weggeschnappt.
Der 22 Jahre alte Red-Bull-Pilot, der zuletzt Ferrari Schummelei vorgeworfen hatte, setzte sich am Samstag in der Qualifikation zum Großen Preis von Brasilien vor dem zehn Jahre älteren Deutschen durch. «Ich bin froh in der ersten Reihe zu stehen, aber vorsichtig optimisch», sagte Vettel zu den Siegaussichten in seinem Jubiläums-Rennen für die Scuderia.
Dritter wurde in der K.o.-Ausscheidung in Interlagos am Samstag bei strahlendem Sonnenschein Lewis Hamilton. Bejubelt von den Paulista hielt der seit zwei Wochen sechsmalige Weltmeister von Mercedes seinen speziell für Brasilien und in Erinnerung an Rennikone Ayrton Senna lackierten Helm in die Höhe und dankte den Fans: «Obrigado.»
Auf Rang vier landete Charles Leclerc im zweiten Ferrari. Wegen eines Motorenwechsels muss der 22-jährige Monegasse aber zehn Plätze zurück.
Also ausgerechnet Verstappen. Vor einem Jahr hatte er den sicheren Sieg nach einer Karambolage in der Schlussphase in Brasilien verpasst. Und zuletzt nach dem US-Rennen hatte er dem Ferrari-Team Schummelei vorgeworfen. Auf dem Kurs in Austin hatten die Autos der Scuderia auf einmal nicht mehr die Leistung auf den Geraden abgerufen, die die Konkurrenz und auch die Italiener selbst erwartet hatten. Dem Power-Abfall war eine Weisung der Regelhüter in Sachen Benzinfluss vorausgegangen. Vor dem Grand Prix in Brasilien hatte der Automobilweltverband eine zweite Direktive erlassen, in der es um das Abzweigen von brennbaren Flüssigkeiten ging.
Bei Red Bull sorgte das allerdings zunächst nicht für Beruhigung. Teamchef Christian Horner sagte bereits nach Auswertung der Daten vom Freitagstraining dem Fachmagazin «Auto, motor und sport»: «Die fahren uns auf der Geraden davon, als würden wir stehen.» Nach der Quali konterte Vette: Er sei überrascht gewesen, wie schnell Red Bull auf den Gerade gewesen sein. Ein bisschen verdächtig sei das, sagte er und grinste vielsagend in Richtung Verstappen.
Die beiden Ferraris standen also weiter unter besonders Beobachtung. Schon im ersten Zeitabschnitt lieferten sie sich mit Red Bull und Mercedes einen Kampf um die Topzeit. Mit Vorteil Verstappen. Zweieinhalbzehntel lag er vor der Konkurrenz, angeführt von Leclerc, Vettel reihte sich auf Rang fünf ein, Hamilton auf Position sechs.
Warmfahren oder doch schon ein Hinweis? Auch im zweiten Zeitabschnitt kam keiner an Verstappen ran. Leclerc und Vettel auf zwei und drei. Erst dann folgte Hamilton. Für Nico Hülkenberg reichte es nur für Platz 14. Damit war das vorzeitige Aus vor den entscheidenden 12 Minuten um die Top-Ten-Plätze besiegelt. 2010 hatte der mittlerweile 32-Jährige in Interlagos im Williams seine erste Pole geholt. Bis jetzt ist das sein größter Erfolg in der Motorsport-Königsklasse geblieben. «Heute sind wir leider in der Realität, die sieht leider nicht so gut aus», sagte Hülkenberg. Im kommenden Jahr ist er nicht mehr am Start.
Vettel schon, und er würde sich gern mit seinem vierten Brasilien-Sieg drauf einstimmen, bevor auch noch das Finale in Abu Dhabi ansteht. Beim ersten Versuch fehlten dem Hessen nur mickrige acht Tausendstelsekunden auf Verstappen. Alles schaute auf den zweiten Versuch: Und wieder war Verstappen nicht zu schlagen und verbesserte noch einmal seine Zeit. Nach Ungarn in diesem Jahr steht der WM-Vierte zum zweiten Mal erst in seiner Karriere auf der Pole.
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(dpa)