Pyeongchang – Wie er an den Gästeausweis für das stark abgesicherte olympische Dorf gekommen ist, bleibt am Ende unklar. «Ich will lieber nicht darüber reden», sagt der Anstecknadeln-Sammler Daniel Presburger.
Der groß gewachsene bärtige Amerikaner mit einer schwarzen Olympia-Pudelmütze auf dem Kopf sitzt gut gelaunt an einem Holztisch auf dem großen Platz vor den Hochhäusern, in denen derzeit die Athleten der Winterspiele in Pyeongchang wohnen. Das Objekt seiner Begierde sind kleine Olympia-Pins und Ländermedaillen. «Ich tausche sie, ich verkaufe sie nicht», sagt Presburger.
Um ihn drängen sich bisweilen Athleten und Sportfunktionäre aus verschiedenen Ländern oder auch freiwillige Olympia-Helfer aus dem Gastgeberland Südkorea. Sie alle blicken neugierig auf den Tisch, auf dem Presburger zahlreiche Anstecker ausgebreitet hat. «Die Pins ermöglichen ihnen eine starke Verbundenheit mit den Spielen», sagt der Lehrer aus Los Angeles und meint damit wohl auch sich selbst. Als er einen Pin mit der Aufschrift Winterspiele Peking 2022 entdeckt und ihn eintauschen will, erhält er jedoch von der Trägerin eine Absage.
Presburger ist ein erfahrener Jäger der Pins. Alle zwei Jahre treffen sich Sammler aus aller Welt bei den Winter- oder Sommerspielen, die dann für sie auch zur Tauschbörse werden. Meistens sind es Männer, die von dem Hobby fasziniert sind, viele von ihnen kommen aus den USA. Etwa die Hälfte seien Amerikaner, sagt Presburger. Doch bei den Winterspielen gebe es diesmal nicht so viele Sammler. Presburger muss es wissen. Es sind seine 14. Olympischen Spiele.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat großes Interesse daran, die Sammlung jeder Form von Gegenständen zu fördern, die an die Spiele erinnern. Die Ursprünge des 2014 gegründeten Internationalen Verbands Olympischer Sammler (AICO) – eine Art Dachverband – geht auf das Jahr 1984 zurück, als auf Initiative des IOC die Internationale Föderation der Olympischen Philatelie gegründet wurde. Das IOC habe dann 2009 erkannt, dass es «nicht mehr länger angemessen ist», die Aktivitäten der Sammler-Organisationen direkt zu kontrollieren, schreibt der AICO.
Mittlerweile werden die Olympia-Anstecker auch auf Internetbörsen verkauft. In Paris 1908 gab es zum ersten Mal offizielle Pins, um die verschiedenen Gruppen wie das IOC zu kennzeichnen. 1912 wurden die ersten Anstecker als Souvenirs angeboten.
Vor allem in den USA habe sich die Sammlerwut immer mehr verbreitet, und den «richtigen Push» habe es dazu 1996 in Atlanta gegeben, erläutert Jan Zimmermann aus Essen, der ebenfalls als Sammler in Pyeongchang ist und nebenbei im Land Urlaub macht. Es gebe drei Kategorien von Ansteckern: die Sponsoren-Pins, IOC- oder NOK-Pins sowie Medien-Pins. Zimmermann hat sich auf Olympia-Pins eines großen Getränkeherstellers spezialisiert. Manche Anstecker seien aus Plastik, einige emailliert und hochwertig, sagt er. Je seltener der Pin, desto wertvoller: «Wenn Sie einen Pin vom Nationalen Olympischen Komitee von Samoa bekommen, ist das von hohem Wert.»
Obwohl bei den Sommerspielen traditionell mehr Sammler kommen, scheint die Hochzeit des Pin-Tauschens bei den Spielen vorbei zu sein. «Die Amerikaner sprechen von den goldenen alten Zeiten», meint Zimmermann. Ähnlich sieht das auch der erfahrene Sammler Bob Kalmuk aus Kalifornien. Es seien mittlerweile seine 17. Spiele. «Es ist sehr ruhig hier», sagt er. Eine Erklärung dafür hat er nicht.
Fotocredits: Nicole Becker
(dpa)