Hamburg – Die FIFA hat allen Bedenken zum Trotz die WM-Erweiterung auf 48 Teams beschlossen. Ab 2026 werden 48 Teams an der Fußball-Weltmeisterschaft teilnehmen.
Statt der bislang acht Gruppen mit jeweils vier Teams wird es künftig in der Vorrunde 16 Gruppen mit je drei Mannschaften geben. Damit steigt die Gesamtzahl der WM-Spiele voraussichtlich von 64 auf 80 Partien. 2018 und 2022 findet die WM noch mit 32 Teams statt.
Die Deutsche Presse-Agentur hat Stimmen zu der Entscheidung des Fußball-Weltverbandes gesammelt:
– Bundestrainer
Joachim Löw und der
Deutsche Fußball-Bund haben die Ausweitung des Teilnehmerfelds geschlossen kritisiert. «Ich finde das bisherige WM-Format mit 32 Mannschaften immer noch gut und kann aus rein sportlicher Sicht einer Aufstockung gar nichts abgewinnen», sagte Löw auf der DFB-Internetseite. Auch durch die Steigerung der Teilnehmer bei der EM 2016 von 16 auf 24 sei der Fußball «nicht attraktiver geworden. Man sollte das Rad nicht überdrehen».
«Ich kann jeden verstehen, der die Aufstockung des Teilnehmerfeldes als eine Verwässerung empfindet», pflichtete Oliver Bierhoff bei. «Auch für mich fühlen sich 48 Teams beim größten und wichtigsten Turnier der Welt zu viel an.»
– Die Vereinigung der europäischen Fußball-Spitzenclubs hat die Entscheidung der FIFA scharf kritisiert: «Wir können den Wert nicht erkennen, das aktuelle Format mit 32 Mannschaften zu verändern, das sich aus allen Perspektiven als perfekte Formel erwiesen hat», hieß es in einer Pressemitteilung der
European Club Association. ECA-Chef Karl-Heinz Rummenigge hatte in den vergangenen Monaten immer wieder gegen die sich anbahnende Ausweitung protestiert.
Bemängelt wurde auch das Tempo bei der Reformentscheidung. Neun Jahre vor der WM 2026 habe «keine Dringlichkeit» bestanden. Zudem seien mehrere betroffene Fußball-Entscheider nicht ausreichend eingebunden gewesen. Beim nächsten Treffen des ECA-Vorstands Ende Januar wolle man über mögliche Reaktionen auf die FIFA-Entscheidung beraten.
In der ECA sind die besten Vereine aus den europäischen Profiligen organisiert. Sie befürchten durch die Mega-WM eine weitere Belastung der Profis.
– Ehrenspielführer
Uwe Seeler (80) sieht die Aufstockung als Fehler an: «Ich finde das überhaupt nicht gut. Das Turnier wird zu langatmig. Es hat sich schon bei der EM mit 24 Mannschaften gezeigt: Die Qualität leidet.»
Der frühere Mittelstürmer, der zwischen 1958 und 1970 an vier WM-Endrunden teilgenommen und 21 WM-Spiele bestritten hatte, meinte: «Aber wir können klagen, wie wir wollen. Damit müssen wir nun leben. Es ist Sache der FIFA.»
– Trainer
Carlo Ancelotti äußerte sich zurückhaltend: «Wir warten ab, was passiert. Generell bin ich gegen mehr Spiele, weil der Kalender schon so voll ist. Aber die FIFA sagt, dass sie die Zahl der Spiele nicht ändert. Wir werden abwarten und sehen, was passiert», sagte der Italiener in Doha.
– Der frühere Kult-Trainer
Dragoslav Stepanovic («Lebbe geht weider») hält nichts von einer Mammut-WM: «Wer soll das denn alles angucken? Ich bin sogar für weniger als 32 Mannschaften. Am besten nur 24 – und die darf man dann öfter sehen», sagte der einstige jugoslawische Nationalspieler und Chefcoach von Eintracht Frankfurt zu der Entscheidung der FIFA. «Nur die Allerbesten sollen zu einer WM.»
Die letzte Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sei «so langweilig und lang» gewesen, kritisierte Stepanovic: «Aber die FIFA muss ja Geld machen.»
Fotocredits: Ges/Markus Gilliar,Salvatore Di Nolfi
(dpa)