Rio de Janeiro – Die italienischen Volleyballer wollen den Brasilianern ihre Heim-Party so richtig verderben.
Der überragende Diagonalangreifer Ivan Zaytsev führte seine Mannschaft zum dritten Mal ins Finale Olympischer Spiele und konnte es zunächst kaum fassen. Völlig überwältigt warf sich der Italiener auf den Hallenboden des Maracanãzinho.
«Ivan Zaytsev hat sehr gut gespielt und großartige Moral bewiesen», lobte Nationaltrainer Gianlorenzo Blengini. In einem spannenden Kräftemessen war Zaytsev beim 3:2 gegen den dreimaligen Olympiasieger USA mit 21 Punkten die spielentscheidende Figur. Vier Jahre nach Bronze in London wollen sich die Südeuropäer nun erstmals zu Olympia-Königen krönen.
«Die Erinnerung an das olympische Treppchen werde ich niemals vergessen. Es ist wundervoll, eine Medaille um den Hals zu haben», hatte der 27-jährige Zaytsev – wegen seiner russischen Wurzeln auch Zar genannt – vor den Spielen in Rio de Janeiro gesagt. «Das Ziel ist das Finale.» Das haben die Italiener nun erreicht. Doch sie wollen sich damit nicht zufriedengeben.
Im Finale am Sonntag soll Olympia-Gastgeber Brasilien trotz eines überzeugenden 3:0 gegen Titelverteidiger Russland die Stärke der Südeuropäer zu spüren bekommen. Es ist die Neuauflage des Olympia-Endspiels von Athen 2004, als sich die Südamerikaner mit 3:1 durchsetzen konnten.
Als Junge wollte Zaytsev eigentlich Eishockey-Spieler werden. Infrage kam das aus väterlicher Sicht aber nicht. Vyacheslav Zaytsev ist eine russische Volleyball-Legende. Er gewann 1980 Olympia-Gold und wurde 1978 sowie 1982 Weltmeister. Mutter Irina Pozdnyakova hingegen war eine Schwimmerin. «Sport war immer wichtig in unserer Familie. Es liegt quasi in unserer DNA», sagte Ivan Zaytsev einmal.
Sein Geburtsort Spoleto in Italien hat auch etwas mit Volleyball zu tun, denn in diesem Land spielte Vater Zaytsev zum Ende seiner Laufbahn. Sohn Ivan bekam die italienische Staatsbürgerschaft und entschied sich rasch gegen die Nationalmannschaft aus dem Heimatland seines Vaters. Mit der Zeit konnte dieser das akzeptieren.
«Ivan ist nicht nur ein starker Angreifer, sondern auch ein Mann, der in entscheidenden Situationen den Unterschied ausmachen kann», lobte einmal der italienische Coach Mauro Berruto. «Meine größte Stärke ist wahrscheinlich meine Vielseitigkeit», sagte Zaytsev, der mittlerweile für Dynamo Moskau spielt.
Seine Frisur ist auffällig, Tattoos hat er auch – Zaytsev junior ist ein Hingucker und zusammen mit seiner Frau Ashling Sirocchi, die halb Italienerin und halb Irin ist, sowie Söhnchen Sasha immer wieder für eine Homestory gut. In Rio will Zaytsev aber nur diese eine große Geschichte schreiben – mit dem Titel Olympia-Gold.
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(dpa)