Pyeongchang – Beim Lauf ihrer Rivalinnen mochte sie nicht hinsehen. Als ihr Sieg aber feststand, entluden sich bei Ireen Wüst die Emotionen mit einem Sprung in den Arme des Trainers und einem Jubelschrei.
Die Eiskönigin aus dem kleinen Örtchen Goirle machte am Montag im dritten Olympia-Rennen in Pyeongchang den dritten Sieg für die überragenden niederländischen Eisschnellläufer im Gangneung Oval perfekt.
Die mit nunmehr fünf Olympiasiegen erfolgreichste Olympionikin der Oranjes setzte sich über 1500 Meter in 1:54,35 Minuten vor der Japanerin Miho Takagi und Teamgefährtin Marrit Leenstra durch. Damit hat die 31-Jährige mit ihrer zehnten Medaille (5/4/1) auch Claudia Pechstein (5/2/2) in der Olympia-Rangliste hinter sich gelassen.
Vor nur etwa 2000 Zuschauern in der gähnend leeren Halle war Gabriele Hirschbichler sauer über ihren zwölften Platz in 1:58,24 Minuten. «Die Überraschung nach vorn hat nicht geklappt», sagte die 34 Jahre alte Inzellerin. «Man kann auch sagen: Ich habe es verschissen. Die Haxen haben nicht mitgespielt», formulierte sie noch drastischer.
«Wenn man nach dem Lauf seines Lebens strebt, ist man schon mal eine Viertelstunde wütend.» Dann blickte sie auf den Mittwoch: «Abhaken, Mund abputzen und auf die 1000 Meter konzentrieren.» Auch Cheftrainer Jan van Veen war der Ärger anzusehen. «Du musst zeigen, was du drauf hast. Das war nicht der Fall. Deshalb bin ich nicht zufrieden», sagte der Niederländer.
Hirschbichlers Inzeller Teamgefährtin Roxanne Dufter kam nach überstandener Halsentzündung in 2:00,33 Minuten einen Tag vor ihrem 26. Geburtstag nur auf den 24. Platz. «Mehr ging nicht. Sie sollte sich für das Team-Rennen in Schwung bringen», so van Veen.
Für Hollands Nationalheldin Wüst war es im vierten Olympia-Rennen über 1500 Meter die vierte Medaille, schon in Vancouver hatte sie 2010 auf der Mittelstrecke gesiegt. Dabei hatte sie nach ihrer knappen Niederlage über 3000 Meter am Samstag noch etwas entmutigt gewirkt. «Ich musste das erstmal verarbeiten. Es hat etwas gedauert, bis ich mit Silber zufrieden war. Deshalb wollte ich über 1500 Meter unbedingt Gold holen», gestand sie.
Hingegen musste die Japanerin Takagi im wichtigsten Saison-Rennen ihre erste Niederlage in diesem Winter hinnehmen. Nach vier unangefochtenen Weltcupsiegen fehlten der 23-Jährigen 0,20 Sekunden zum Gold. Dennoch strahlte sie auf dem Podest auch über Silber.
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(dpa)