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Hoffen auf Fall X – Ackermann will bei Sprint Medaille

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Harrogate – Geht es nach den Experten, wäre Sprintstar Pascal Ackermann am besten daheim in der Pfalz geblieben. Zu schwer, zu lang, zu selektiv sei bei der Rad-WM in Yorkshire am Sonntag der Kurs im WM-Straßenrennen für einen reinen Sprinter wie den kräftigen Blondschopf.

Entmutigen lassen will sich der erfolgreichste deutsche Radprofi im Jahr 2019 davon nicht. «Der Kurs bietet viele Möglichkeiten, da kann eigentlich alles passieren, von Solosieg bis Sprint. Wenn es zu einem Sprint kommt und ich noch dabei bin, dann ist ganz klar eine Medaille das Ziel», sagte Ackermann der Deutschen Presse-Agentur.

So hofft die deutsche Mannschaft auch mangels Alternativen auf den unwahrscheinlichen Fall X. Ein Verzicht auf einen der schnellsten Männer im Peloton kam daher nicht in Frage. «Auch wenn die Chance auf einen Sprint sehr gering ist, ist das meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, Weltmeister zu werden. Diese Chance dürfen wir nicht verstreichen lassen», sagt Bundestrainer Jens Zemke.

285 Kilometer – eine Distanz, die Ackermann noch nie im Rennen gefahren ist – geht es durch die Hügellandschaft von Yorkshire. Eine Angelegenheit für die Klassikerspezialisten soll es sein. Maximilian Schachmann wäre prädestiniert gewesen, doch ein Handbruch bei der Tour de France und eine anschließende Grippe machten seinen Start hinfällig. Auch John Degenkolb wäre zu besseren Zeiten ein klarer Sieganwärter gewesen, doch der Ex-Roubaix-Champion wartet schon seit gut 32 Wochen auf einen Sieg. Nils Politt und Nikias Arndt könnten eine Rolle spielen. Echte Chancen auf die Nachfolge des letzten deutschen Weltmeisters Rudi Altig vor 53 Jahren hat aber wohl keiner.

Also doch Ackermann? Das nötige Selbstbewusstsein bringt der 25-Jährige jedenfalls mit. «Mit elf Saisonsiegen bin ich einer der erfolgreichsten Fahrer im Feld, und die Siege waren ja wirklich nicht bei kleinen Rennen», sagt der zweimalige Giro-Etappengewinner, der in diesem Jahr endgültig in der Weltspitze angekommen ist.

Und die Vergangenheit zeigt, dass die Prognosen nicht immer aufgehen. 2001 in Lissabon hatten im deutschen Team aufgrund des schweren Kurses alle auf Jan Ullrich gesetzt. Am Ende kam es doch zum Sprint und Erik Zabel verpasste knapp eine Medaille. Ein ähnlicher Verlauf – mit besserem Ausgang – wäre auch in diesem Jahr «das Traumszenario» für die deutsche Mannschaft, wie Degenkolb ergänzt. «Dann könnten wir unsere Stärken ausspielen.»

Die anderen Top-Nationen haben indes ihre Topsprinter daheim gelassen. Weder der zweimalige Tour-Etappensieger Caleb Ewan (Australien) noch Europameister Elia Viviani (Italien) oder Holland-Ass Dylan Groenewegen sind dabei. Die Favoriten sind vielmehr die altbekannten Klassiker-Stars aus dem Frühjahr, allen voran Sanremo-Sieger Julian Alaphilippe (Frankreich), Roubaix-Champion Philippe Gilbert (Belgien) oder der niederländische Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel. Nicht zu vergessen der Slowake Peter Sagan, der Weltmeister von 2015 bis 2017.

Eine entscheidende Rolle wird dabei das Wetter spielen. «Ich finde es cool, wenn es regnet», sagt Degenkolb und fügt hinzu: «Uns als deutsche Mannschaft würde das schlechte Wetter in die Karten spielen.» Ob Regen hin oder her – die Zuschauer werden wohl trotzdem zahlreich an die Strecke pilgern, mit über einer halben Million Zuschauer wird am Wochenende gerechnet. «Ich glaube, es wird megageil. Ich bin in London 2012 und beim Tour-Start 2014 dort gefahren. Das war bombastisch. Nach Olympia hatten wir im Ziel einen Tinnitus wie nach einem Disco-Besuch. Das war eine Dauerbeschallung», sagt Degenkolb.

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

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