Pyeongchang – Der Deutsche Olympische Sportbund will nach der sehr positiven Halbzeitbilanz der Winterspiele von Pyeongchang bis zum Ende nicht nachlassen.
«Die Mannschaft hat das Potenzial, sich weiter jeden Tag am Kampf um die Medaillen zu beteiligen», sagte Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig am Samstag im Deutschen Haus. «Vielleicht nicht immer mit dem Erfolg, den wir die ersten Tagen hatten. Es muss auch mal ein Ruhetag drin sein.»
Das Team Deutschland führte früh im Medaillenspiegel und konnte an den ersten sieben Wettkampftagen in 46 von 102 Entscheidungen 15 Edelplaketten (9 Gold/2 Silber/4 Bronze) holen. Bei den Winterspielen 2014 in Sotschi waren es zum gleichen Zeitpunkt zwölf Medaillen, darunter sieben aus Gold. Wie Schimmelpfennig sagte, sei man mit dem Pyeongchang-Zwischenstand auf dem Level von Vancouver 2010, wo die DOSB-Asse am Ende 30 Medaillen mit nach Hause nahmen.
«Der Auftakt war in vielschichtiger Form ein gelungener, nicht nur im sportfachlichen Sinne, sondern auch im Hinblick auf die Stimmung können wir zufrieden zurückblicken», sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. «Zufrieden heißt aber nicht selbstgefällig, sondern hochkonzentriert und mit gebotener Demut weiter zu machen.»
Entkräftet worden sei durch den starken Auftritt auch die Kritik an seiner Aussage, dass ihm der Fair-Play-Preis wichtiger als Platz eins im Medaillenspiegel sei. «Dies wurde als Abschied vom Leistungssport interpretiert», sagte Hörmann. Es freue ihn deshalb, dass das Team Deutschland auf sehr eindrucksvolle Weise demonstriert habe, «dass Fair Play und leistungssportliche Orientierung keine Gegensätze, sondern die zwei Seiten ein und derselben Medaille sind».
Größer sei nach den von Doping-Manipulationen durch die russischen Gastgeber überschatteten Winterspiele 2014 in Sotschi das Fair Play in Südkorea geworden. «Meine Prognose, dass sich der Medaillenspiegel in Pyeongchang ganz anders darstellen und das russische Team klar neu positioniert wird, ist zur Halbzeit klar erkennbar», meinte Hörmann. «Wenn man den Blick auf das russische Team richte, denke ich, dass dies die Höchststrafe für das Land ist.» Daran werde sich bis zum Ende der Spiele auch nicht mehr viel ändern.
In Sotschi war Russland mit 33 Medaillen im Zuge des Doping-Skandals auf Platz eins gewesen. Dass es angesichts des aktuellen ersten Platzes im Medaillenspiegel von Pyeongchang nun auch Zweifel am DOSB-Team geben könnte, hält Hörmann für abwegig: «Ich bin absolut davon überzeugt, dass unsere Kontrollsysteme funktionieren, in Deutschland intensiv getestet wird und die Athleten des Team D manipulationsfrei am Start sind.»
Mit «Staunen und Schmunzeln» hätte er zudem registriert, dass nach den starken Olympia-Start plötzlich ein «Abgesang auf die Leistungssportreform» zu hören sei. «Nach dem Motto: Ist doch alles gut im deutschen Sport. Was wollt ihr denn noch reformieren?», sagte Hörmann. Wer aber meine, den Erfolg von Pyeongchang mit den aktuellen Mitteln und Strukturen halten zu können, werde sich spätestens in Peking 2022 «mit schmerzvollem Gesicht» daran erinnern. «Jetzt in den Wir-lehnen-uns-mal-zurück-Modus zu gehen, wäre das falscheste Signal, das wir geben können», betonte er.
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(dpa)