München – Uli Hoeneß kämpfte mit den Tränen. Schon zu Beginn der großen Abschiedsshow nach fast einem halben Jahrhundert als prägendste Persönlichkeit des FC Bayern presste der 67-Jährige auf dem Podium die Lippen fest zusammen.
Der scheidende Präsident verneigte sich vor tausenden Mitgliedern, die ihn mit einem donnernden und nicht enden wollenden Applaus feierten. «Vielen, vielen Dank», sagte der ergriffene Hoeneß, der tief durchatmen musste.
Ohne die Mitglieder und deren überwältigende Unterstützung, das betonte Hoeneß am Freitagabend gleich zu Beginn in der Münchner Olympiahalle, wäre er nach seiner Zeit im Gefängnis nicht mehr an die Spitze seines Herzensclubs zurückgekehrt. «Sie haben mir wunderbare Jahre geschenkt», sagte der Vereinspatron. Sein zum Nachfolger erkorener Freund Herbert Hainer konnte da einmal mehr fühlen, welchen «riesigen Fußspuren» er folgt.
«Uli Hoeneß, du bist der beste Mann», schallte es durch die Halle. Bei pompösen Klängen trugen die nicht mehr für den FC Bayern aktiven Topspieler Franck Ribéry (AC Florenz) und Arjen Robben (Karriereende) Meisterschale und DFB-Pokal auf die Bühne. Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic brachte deren Meistertrophäe mit. Es folgten herzliche Umarmungen mit Hoeneß. Die Überraschung sei geglückt, schwärmte Hoeneß.
Frenetisch gefeiert wurde auch Oliver Kahn, der an der Seite von Sportdirektor Hasan Salihamidzic applaudierte. Der frühere Kapitän und Torhüter Kahn wird im kommenden Jahr Vorstandsmitglied und soll dann zum Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge (64) als künftiger Chef aufgebaut werden. Kahn genoss den Riesenjubel – von Hoeneß bekam er schon vor dem Amtsantritt Aufgaben mit auf den Weg.
«Da hast du viel Arbeit, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden», erklärte Hoeneß. Den «Bis-auf-Weiteres»-Coach Hansi Flick begrüßte Hoeneß als «Cheftrainer». «Wer den Mitgliedern so ein wunderbares Fußballspiel wie Samstag schenkt, hat diesen Beifall verdient», sagte der Noch-Präsident. 4:0 hatten die Münchner zuletzt im Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund gewonnen.
In drei verschiedenen Positionen prägte Hoeneß den deutschen Fußball-Rekordmeister ein halbes Jahrhundert prägte: Erst als erfolgreicher Stürmer und Weltmeister von 1974, dann 30 Jahre als Manager und in den letzten zehn Jahren mit einer Unterbrechung wegen einer Haftstrafe als Präsident und Aufsichtsratschef. Sein Mandat im Aufsichtsrat will er bis ins Jahr 2023 weiter ausüben.
In den vergangenen Tagen war Hoeneß von Größen aus dem Fußball und der Politik gewürdigt worden. Ob Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, Bundestrainer Joachim Löw oder Triple-Trainer Jupp Heynckes – alle hoben die Einzigartigkeit und Größe von Hoeneß‘ Lebenswerk hervor.
Mit zwölf Millionen Mark Umsatz und sieben Millionen Mark Schulden legte Hoeneß als 27-Jähriger am 1. Mai 1979 als Manager beim FC Bayern los. An seinem groß zelebrierten Abschiedsabend durfte er sich einmal mehr über imposante Wirtschaftsdaten freuen. Der Umsatz stieg auf den Rekordwert von 750,4 Millionen Euro in der abgelaufenen Spielzeit. Der Gewinn nach Steuern betrug 52,5 Millionen Euro. Mit 336,2 Millionen Euro war der Personalaufwand der größte Posten auf der Ausgabenseite.
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(dpa)