Rio de Janeiro – Ganz so rauschend und ausartend wie die Gold-Fete auf der MS Deutschland vor vier Jahren lief die diesjährige Bronze-Party der deutschen Hockey-Herren nicht ab.
Die als Feierbiester bekannten Männer sangen, brüllten, tanzten und tranken im Deutschen Haus in Rio de Janeiro zwar bis in die frühen Morgenstunden, Sachschäden gab es aber bislang keine zu vermelden. «Wir haben uns vorgenommen, das Haus stehen zu lassen», verriet Mathias Müller grinsend auf der Bühne.
Wenig später öffneten Moritz Fürste und Christopher Wesley die dicken Champagner-Flaschen und verpassten ihren Teamkollegen eine ordentliche Dusche. Während die meisten deutschen Spieler ihre zur Begrüßung erhaltenen Blumensträuße in die jubelnde Menge warfen, lief Tom Grambusch damit zu seiner Mutter. «Mama, den müssen wir trocknen», rief der 21-Jährige und die Mama nahm den Strauß in Obhut.
Kapitän Moritz Fürste, der am Morgen vor dem 4:3-Sieg im Penaltyschießen gegen die Niederlande seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt hatte, erwies sich auch beim Feiern als Anführer. Vom Podium brüllte er in die tanzende Menge und gab die gemeinsamen Gesänge vor. Das Hockeyteam hatte allein mehr als 100 Anhänger mitgebracht. Der Hamburger sagte: «Die Medaille fühlt sich genauso schön an wie vor vier Jahren.»
Während die Spieler das vierte olympische Edelmetall in Serie nach Bronze 2004 sowie Gold 2008 und 2012 begossen, verließ Valentin Altenburg die Party früh. Der Bundestrainer haderte noch immer mit der deutlichen 2:5-Pleite im Halbfinale gegen Argentinien. «Wir waren nach der Niederlage alle wahnsinnig enttäuscht. Ich hatte das Gefühl, wir haben es verbockt», sagte Altenburg. «Es war unser Ziel, Gold zu gewinnen und das konnten wir nicht erreichen.» Mit ein wenig Abstand konnte er sich dennoch über Bronze freuen: «Die Medaille bedeutet uns jetzt alles. Die Jungs haben sich unfassbar stark zurückgearbeitet.»
Ob Altenburg weiterhin Herren-Bundestrainer bleibt, ist fraglich. «Valentin ist der Projekt-Trainer Rio. Definitiv wird er die U21-WM in diesem Jahr betreuen. Alle weiteren Dinge passieren, wenn wir wieder in Deutschland sind», sagte Verbandschef Wolfgang Hillmann. Der Coach selbst wollte sich zu seiner Zukunft nicht äußern: «Das ist jetzt der völlig falsche Zeitpunkt, darüber zu reden.» Der 35 Jahre alte Junioren-Bundestrainer hatte temporär die Nachfolge von Erfolgscoach Markus Weise nach dessen überraschendem Wechsel zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) im vergangenen November angetreten.
Ein denkbares Szenario ist, dass Damen-Bundestrainer Jamilon Mülders die Nachfolge antritt. «Wir machen in Rio keine Aussagen dazu, wie wir uns in Zukunft in der Personalentwicklung verhalten», sagte Hillmann – ein Dementi anstehender Veränderungen klingt anders.
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(dpa)