Dortmund – Marco Reus war sichtlich bewegt. Spektakulärer hätte die halbjährige Leidenszeit des BVB-Dauerpatienten kaum enden können. «Auf diesen Moment habe ich hingefiebert», kommentierte er sein furioses Comeback beim historischen 8:4 (5:2)-Torfestival der Borussia gegen Legia Warschau.
Selbst die lange Wartezeit bei der anschließenden Dopingprobe konnte die glänzende Laune nicht trüben. Mit dem Ball unter dem Arm verließ Reus nach Mitternacht das Stadion: «Der bekommt bei mir einen Ehrenplatz. Ich werde alle unterschreiben lassen.»
185 Tage nach seinem letzten Auftritt im Pokalfinale gegen den FC Bayern München spielte der Nationalspieler groß auf. Beim torreichsten Spiel der Champions-League-Geschichte brillierte er nicht nur als dreifacher Torschütze (32. Minute, 52. und 90.+2), sondern war auch noch an zwei weiteren Treffern beteiligt. Und das, obwohl er in dieser Saison wegen einer hartnäckigen Schambeinentzündung noch keine Testspielminute bestritten hatte. Mit schelmischem Lächeln ließ er die Gala Revue passieren: «So stellt man sich eine Rückkehr nach so langer Zeit vor.»
Die Genesung von Reus kommt für den BVB zur rechten Zeit. Schließlich steht bis zur Winterpause ein schweres Restprogramm mit Spielen bei den formstarken Teams aus Frankfurt, Köln und Hoffenheim an. «Das ist sehr außergewöhnlich», befand Trainer Thomas Tuchel, «eine fantastische Leistung, die seine Qualität unterstreicht, die uns seit Monaten gefehlt hat. Wir haben ihn schmerzlich vermisst.»
Weitere Treffer von Shinji Kagawa (17. und 18.), Nuri Sahin (20.), Ousmane Dembelé (29.) und Felix Passlack (81.) sowie die desolate Dortmunder Abwehr trugen dazu bei, dass die Bestmarke in der Königsklasse von 2003 beim Duell zwischen AS Monaco und La Coruna (Endstand 8:3) übertroffen wurde.
Fast wäre der neuerliche Kantersieg über die Polen, die schon das Hinspiel 0:6 verloren hatten, mit dem vorzeitigen Gruppensieg belohnt worden. Doch nach dem späten Treffer von Real Madrid zum 2:1 bei Sporting Lissabon kommt es im letzten Vorrundenspiel des BVB am 7. Dezember zum Endspiel um die Pole-Position beim zwei Punkte schlechteren Titelverteidiger aus der spanischen Hauptstadt.
Ohne eine bessere Defensive dürfte in Madrid aber nichts zu holen sein. Gleich vier Treffer musste der für den verletzten Stammtorhüter Roman Bürki eingesetzte Roman Weidenfeller hinnehmen. «Es war heute für jeden Zuschauer toll, im Stadion gewesen zu sein. Aber für mich als Torhüter war der Abend bescheiden», klagte der Weltmeister. «Ich kam mir etwas fehl am Platze vor.»
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(dpa)