München – Jupp Heynckes war in bester Königsklassen-Laune. Besiktas Istanbul soll für den 72 Jahre alten Trainer und den FC Bayern zum Ausgangspunkt für ein Triple-Revival werden.
Nach der idealen Einstimmung mit sieben Siegen in Bundesliga und DFB-Pokal startet nun die ersehnte K.o.-Phase der Champions League, worauf die Münchner seit Jahresbeginn fokussiert hingearbeitet haben. «Das ist die Königsklasse. Das ist ein Wettbewerb auf den man einfach hinfiebert», sagte Heynckes vor dem Achtelfinal-Hinspiel mit großem Glauben an die Stärke des Titelgewinners von 2013.
Drei Wochen vor dem Rückspiel am 14. März im Hexenkessel in Istanbul soll am Dienstagabend (20.45 Uhr) im eigenen Stadion «mit einer Topleistung der Grundstock» für das siebte Viertelfinale des deutschen Fußball-Rekordmeisters nacheinander gelegt werden. «Aber Besiktas ist eine Topmannschaft, die Fußball spielen kann. Jeder Gegner kann ein Stolperstein sein», warnte Heynckes am Montag.
Zu viel mochte der Champions-League-Spezialist nicht vom Superjahr 2013 schwärmen. Aber auch der aktuellen Bayern-Mannschaft schrieb Heynckes Attribute wie den Wembley-Königen zu. «Sie haben immer Hunger auf Erfolg. Wir glauben bis zur letzten Sekunde an uns.»
Die nächste deutsche Meisterschaft ist nur rechnerisch noch nicht sicher, im Pokal fehlen zwei Siege zum Triumph – in sieben erhofften Königsklassen-Krachern inklusive Finale am 26. Mai in Kiew wollen die Münchner nun ihre internationale Reife demonstrieren. «Die wichtigste Phase beginnt jetzt», sagte Torjäger Robert Lewandowski.
Heynckes will dabei eine imposante Königsklassen-Serie fortsetzen. Seit dem Viertelfinalerfolg 2013 gegen Juventus Turin feierten die Münchner unter dem Trainer-Routinier in Europas Luxusliga neun Siege nacheinander. «Ich habe eine Menge Erfahrung als Spieler und Trainer gesammelt. Aber das Wichtigste ist, dass man eine gute Mannschaft, einen guten Teamspirit und gute Qualität hat», sagte Heynckes. Er führte Real Madrid (1998) sowie die Bayern (2012, 2013) ins Endspiel.
Seit Wochen betonen die Bayern-Stars den besonderen Geist der Mannschaft, der an den aus der Triplesaison vor fünf Jahren erinnere. Eine «geile Mannschaft» hat Thomas Müller ausgemacht – was Heynckes leicht erröten und schmunzeln ließ, als er am Montag an diese Worte erinnerte. «Aber jede Mannschaft hat ihren eigenen Stil, ihre eigene Charakteristik», sagte der Coach. Der Glaube an die eigene Stärke ist groß. «Ich glaube, dass wir in den letzten Monaten einen sehr guten Zusammenhalt gefunden haben, vor allem auch dank Jupp Heynckes», sagte Nationalspieler Mats Hummels.
Die Weltmeister Müller und Hummels dürften gegen den türkischen Meister ebenso wie Lewandowski, Arturo Vidal und James Rodríguez wieder in die Startelf zurückrotieren. Hummels wird in einer komplett neuen Abwehrreihe zusammen mit Joshua Kimmich, Jérôme Boateng und David Alaba erwartet. Links offensiv muss sich Heynckes zwischen Routinier Franck Ribéry und dem wieder genesenen Kingsley Coman entscheiden. «In der Anfangsaufstellung wird es mindestens einen Härtefall geben», sagte Hummels. Das könnte auch Arjen Robben sein.
Der seit sieben Europapokalspielen ungeschlagene Gegner, in der Gruppenphase zweimal Sieger gegen RB Leipzig, gilt trotz aller Heynckes-Warnungen als gutes Achtelfinal-Los. Aktuell ist Besiktas nur Tabellenvierter der Süper Lig, aber es ist trotzdem weitaus mehr als eine Alt-Herren-Riege um Portugals Europameister Pepe und Ricardo Quaresma (beide 34) oder den früheren Hoffenheimer Ryan Babel (31).
«Jedes Jahr gibt es in der Champions League ein Überraschungsteam, das keiner auf der Rechnung hatte. Und im Moment würde ich sagen, dass wir das sind», sagte Pepe, der dreimal mit Real Madrid den begehrtesten Vereinstitel gewann. Viermal spielten die Münchner gegen eine türkische Mannschaft. Gegen Besiktas gab es 1997 zwei 2:0-Erfolge, gegen Galatasaray 1972 ein 6:0 und ein 1:1.
Fotocredits: Matthias Balk
(dpa)