München – Uli Hoeneß trug den rot-weißen Fanschal wieder mit sichtbarem Stolz, als er zur Gratulation in die Spielerkabine ging. Sein Freund Jupp Heynckes hat beim FC Bayern München den Reset-Knopf gedrückt – und prompt läuft es beim Münchner Starensemble wieder.
«Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Trotzdem ist bisher schon ein kleiner Ruck durch die Mannschaft gegangen», resümierte Thomas Müller nach dem 3:0 (2:0) gegen Celtic Glasgow in der Champions League. Und der Kapitän kündigte noch am Abend entschlossen und kämpferisch an: «Und wir wollen dranbleiben!»
Drei Wochen sind seit der Trennung von Carlo Ancelotti vergangenen. Und gerade einmal anderthalb Wochen ist der 72-jährige Heynckes aus dem Trainer-Ruhestand zurück. Aber nicht nur Präsident Hoeneß hat quasi über Nacht wieder ein gutes Gefühl bei Auftritten seines FC Bayern. «Ich glaube, wir haben schon einiges verbessert. Die Tendenz ist gut», sagte Arjen Robben nach seinem 100. Champions-League-Spiel.
Rundum zufrieden verließ Heynckes trotz seines erfolgreichen Europa-Comebacks die Münchner Arena nicht. Aber zwei Siege mit 8:0 Toren sind genau die Anschubhilfe, die er sich erhofft hatte. «Wenn ich nach einem Drittel der Saison eine Mannschaft übernehme, ist es notwendig, dass man Rückenwind bekommt und die ersten Spiele gewinnen muss», kommentierte der Triple-Trainer von 2013.
Heynckes‘ Maßnahmen fruchten. Die Bayern verspielen unter ihm keine 2:0-Führungen mehr wie gegen den VfL Wolfsburg oder gegen Hertha BSC. Die Mannschaft habe ein «Reset» gebraucht, einen Neustart, bemerkte Torjäger Robert Lewandowski. «Der Trainer hat ganz klare Vorstellungen von Disziplin, Einsatz und Mannschaftsdienlichkeit. Da bin ich sehr froh», erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic: «Das funktioniert sehr gut, die Jungs ziehen super mit.»
Thomas Müller mit seinem 40. Champions-League-Tor, Joshua Kimmich und Mats Hummels ebneten den Weg ins Achtelfinale, das die Bayern schon in zwei Wochen beim Rückspiel in Schottland fix buchen können. Die mangelhafte Chancenverwertung und defensive Nachlässigkeiten in der Endphase boten Heynckes aber auch genügend Ansätze zur Kritik. «Das darf unserer Mannschaft nicht passieren. Wir müssen von der ersten bis zur letzten Minute hellwach sein und defensiv arbeiten.»
Denn in den kommenden zwei Wochen kommt der Jupp-Effekt auf den Prüfstand: Samstag geht’s zum Hamburger SV, dann zweimal gegen RB Leipzig (Pokal und Liga), anschließend nach Glasgow und den großen Abschlusstest bildet der Liga-Gipfel beim Spitzenreiter Borussia Dortmund. «Danach kann man ein kleines Fazit ziehen», sagte Heynckes, der sich weiter am Anfang sieht: «Wenn man sehr erfolgreich sein möchte, muss man noch einiges verändern. Das braucht Zeit.»
Die Startphase seiner vierten Bayern-Mission sieht Heynckes nicht für Experimente geeignet. Darum wird er vorerst auf einen festen Stamm bei der Formation setzen, auf eine Achse von Hummels und Boateng über Thiago bis hin zu Müller, Robben und Lewandowski. Die Führungskräfte wie Robben begrüßen das: «Zu viel Rotation ist auch nicht gut.»
Heynckes erwartet, dass sich Müller und Co. in den anstehenden, «riesigen Aufgaben» durchbeißen. «Es sind Hochleistungsprofis, die können drei Spiele ohne Probleme in einer Woche absolvieren», sagte er deutlich. Jupp is back, Bayern is back – und auch die Saisonziele sind zurück. Jubilar Robben sprach schon wieder von Trophäen. «Wenn man Titel gewinnen will, braucht man in der Mannschaft diese Chemie, diese Zusammenarbeit», sagte der Holländer: «Wir müssen nicht 22 oder 23 Freunde sein, aber wir müssen uns aufeinander verlassen können.» Dieses Denken aus dem Triple-Jahr hat Heynckes schon wiederbelebt.
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(dpa)