Budapest – Silber-Jubel und Freudentränen bei Franziska Hentke, Ernüchterung bei Marco Koch: Schmetterlingsschwimmerin Hentke hat die Medaillenflaute der deutschen Beckenschwimmer bei der WM in Budapest beendet und ihrer Freude freien Lauf gelassen.
Für den enttäuschten Weltmeister Koch sind die Einzelrennen nach dem Halbfinal-Aus über 200 Meter Brust dagegen früher beendet als geplant. Zudem verpasste der von Chefbundestrainer Henning Lambertz als «heißestes Eisen» bezeichnete Philip Heintz das Podium über 200 Meter Lagen deutlich.
«Ich weiß nicht, was ich denken soll», sagte Hentke weinend und mit stockender Stimme wenige Minuten nach ihrem bisher größten Karriere-Erfolg. «Das war einfach ein geiles Rennen. Es kann gut sein, dass ich noch gewonnen hätte, wenn es noch fünf Meter länger gegangen wäre. Aber scheißegal, ich habe die blöde Medaille.» Bei Olympia in Rio de Janeiro hatte die damals ebenfalls in Top-Form angereiste Hentke noch eine gute Platzierung verpasst. Auch in Brasilien gab es von ihr Tränen – allerdings vor Enttäuschung.
«Heute Abend gönne ich mir was, was ich mir lange nicht gegönnt habe», sagte sie. «Was, weiß ich noch nicht.» Bei der Siegerehrung reckte sie beide Arme nach oben, während auf der Tribüne schwarz-rot-goldene Fahnen geschwenkt wurden.
Die Silbermedaille von Hentke war das erste Edelmetall für die deutschen Beckenschwimmer bei den Weltmeisterschaften in Ungarn. «Wir haben lange auf die Medaille warten müssen», sagte Lambertz und nannte Hentkes Leistung «die Krönung». Die 28-jährige schlug in der Duna Aréna nach 2:05,39 Minuten als Zweite an. Nur Mireia Belmonte aus Spanien war in 2:05,26 Minuten noch schneller. Bronze ging an Katinka Hosszú aus Ungarn. Für Hentke war es die erste WM-Medaille auf der Langbahn.
Während sich die deutsche Meisterin freuen konnte, verpasste Koch das Finale über 200 Meter Brust. Der 27 Jahre alte Weltmeister beendete sein Halbfinale nach 2:09,61 Minuten und belegte in den Semifinals insgesamt Platz elf. Acht Schwimmer qualifizierten sich für den Endlauf am Freitag. Koch hatte vor der WM Mühe gehabt, seine Form einzuschätzen und sich selbst als «Wundertüte» bezeichnet.
«In der Wundertüte war leider nicht so viel wie erhofft», sagte er. «Ich habe gedacht, dass ich um einiges schneller sein würde, aber mehr ging heute leider nicht.» Lambertz meinte: «Sehr schade. Woran es gelegen hat, muss er in Ruhe mit seinem Trainer analysieren.»
Koch war eine Minute vor dem Start die Innenhose der Badehose gerissen. «Da ist mir bei jedem Beinschlag Wasser in die Hose gelaufen», erzählte er, wollte dies aber nicht als Entschuldigung verstanden wissen. «Das ist kein angenehmes Gefühl, aber es macht wahrscheinlich auch nicht unheimlich viel aus.»
Als erster deutscher Medaillenkandidat war zuvor Heintz als Siebter in 1:57,43 Minuten leer ausgegangen. «Schwer zu sagen, wie ich mich fühle», sagte er direkt nach dem Rennen völlig entkräftet. Er stützte die Arme auf die Knie und pustete erstmal eine halbe Minute durch. «Alles was ich sagen kann, ist: Ich habe alles gegeben, ich bin total fertig. Ich habe gehofft, es geht schneller.»
Gold holte der US-Amerikaner Chase Kalisz in Weltjahresbestzeit von 1:55,56 Minuten. Damit war er zwei Hundertstelsekunden schneller als Heintz bei seiner Weltjahresbestmarke von den deutschen Meisterschaften Mitte Juni in Berlin.
Über 100 Meter Freistil sicherte sich Caeleb Dressel aus den USA Gold. Die Brasilianerin Etiene Medeiros holte auf der 50-Meter-Strecke den Titel im Rückenschwimmen. In der 4 x 200 Meter Freistil-Staffel waren die US-Amerikanerinnen Leah Smith, Mallory Comerford, Melanie Margalis und Rekordweltmeisterin Katie Ledecky, die ihre insgesamt dreizehnte Goldmedaille bei Weltmeisterschaften gewann, nicht zu schlagen.
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(dpa)