Halle/Westfalen – Der Blick von Handball-Bundestrainer Christian Prokop geht schon voraus. Erst soll am Samstag (14.00 Uhr/ZDF) gegen Polen das Ticket für die EM 2020 gelöst werden, dann will der 40-Jährige die Grundlage für ein erfolgreiches Turnier schaffen.
«Das ist ein Matchball, den wir haben, um das Ticket für die Europameisterschaft 2020 zu ziehen», sagte Prokop einen Tag vor der Partie in Halle/Westfalen. Schon ein Remis würde der DHB-Auswahl reichen, um sich für die Endrunde im kommenden Januar in Schweden, Norwegen und Österreich zu qualifizieren. «Sollte das erfolgreich gestaltet werden, gibt mir das als Trainer die Möglichkeit, im Juni den einen oder anderen Hoffnungsträger einzuladen.» Der Coach hat das Turnier bereits im Kopf, denn alles andere als ein Erfolg gegen die international zweitklassigen Polen wäre für den WM-Vierten eine herbe Enttäuschung.
Schon beim 26:18 im Hinspiel am vergangenen Mittwoch in Polen hatte der WM-Vierte das Spiel über weite Strecken dominiert. Das lag zum einen an der gewohnt starken Abwehr, zum anderen an der Treffsicherheit der Außenspieler Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki. Erzielt Kapitän Gensheimer gegen die Polen mindestens fünf Tore, würde er sogar an Florian Kehrmann vorbei auf den alleinigen dritten Platz der ewigen Torschützenliste des Deutschen Handballbundes vorrücken. Für Prokop ist das aber eher nebensächlich.
«Ich erwarte mir einfach Torgefahr von jeder Position», sagte der 40-Jährige. Denn in der Offensive hatte es in Polen in einigen Phasen gehapert. Es hake noch ein bisschen im Angriffsspiel, sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler. Neben Mängeln in der Chancenverwertung offenbarte die DHB-Auswahl auch Fehler im Positionsspiel, was gegen den schwachen Gegner aber kaum ins Gewicht gefallen war. Aber Prokop denkt schon weiter. Nach der teils begeisternden WM im vergangenen Januar peilt das deutsche Team bei der EM eine Medaille an.
«Wir werden nicht die längste Zeit miteinander verbringen auf dem Weg zur Europameisterschaft», sagte der Bundestrainer. «Es geht darum, eine Niveauverbesserung zu erzielen in vielen Bereichen, auch im Angriff konstanter Lösungen zu finden.» Nach der Partie gegen die Polen im ausverkauften Gerry Weber Stadion trifft sich die Nationalmannschaft erst Mitte Juni zu ihrem nächsten Lehrgang wieder.
Je nach Spielverlauf wird Prokop daher möglicherweise schon am Samstag auf manchen Positionen experimentieren. Dennoch rechnet der Coach trotz des klaren Siegs im Hinspiel mit einer mentalen Herausforderung für seine Mannschaft, da «nun jeder und auch wir eine starke Leistung erwarten».
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(dpa)