Rio de Janeiro – Die deutschen Handballer haben ein fantastisches Jahr gekrönt und sieben Monate nach dem EM-Titel Olympia-Bronze in Rio de Janeiro gewonnen. Dank einer famosen Abwehrarbeit besiegte der Europameister den WM-Dritten Polen mit 31:25 (17:13) und holte die verdiente Medaille.
Für eine deutsche Männer-Mannschaft ist dies die fünfte Olympia-Medaille nach Gold 1936 und 1980 sowie Silber 1984 und 2004. Damit haben alle deutsche Mannschaften, die in Rio vertreten waren, auch eine Medaille gewonnen. Vor rund 10 000 Zuschauern warfen als beste deutschen Schützen Tobias Reichmann sieben und Uwe Gensheimer sechs Tore.
«Ich bin stolz auf die Mannschaft», sagte Trainer Dagur Sigurdsson und Torhüter Andreas Wolff betonte: «Wir haben ein großartiges Turnier gespielt. Wir sind zurück in der Weltspitze, darauf können wir sehr stolz sein. Wir haben die richtige Reaktion gezeigt. Ich hoffe und denke, dass wir in vier Jahren die beste Mannschaft der Welt sind. Gold ist 2020 realistisch.»
Die Europameister hatten nur eins im Sinn: Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Denn vor 40 Jahren standen sich Deutschland und Polen bei den Olympischen Spielen in Montreal schon einmal gegenüber. Handball-Legende Heiner Brand und seine Kollegen verloren das kleine Finale mit 18:21. In Rio saß Brand, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde, auf der Tribüne und drückte dort seinen sportlichen Enkeln ebenso die Daumen wie DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
«Jetzt geht es darum, relativ schnell aus der Enttäuschung ein positives Gefühl zu erzeugen, damit wir die Bronzemedaille holen», hatte Delegationsleiter Bob Hanning nach dem bitteren Halbfinal-K.o. durch den Treffer in letzter Sekunde zum 28:29 gegen Frankreich gefordert. Die Polen hatten den Einzug ins olympische Endspiel durch ein 28:29 nach Verlängerung gegen Dänemark verpasst.
«Das ist ein Fifty-Fifty-Spiel. Wir sind auf Augenhöhe mit Polen», sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson vor der Partie. Doch das funktionierte nicht lange. Eine Schwächephase mit drei Fehlwürfen hintereinander nutzten die Polen eiskalt aus. Aus einer 5:4-Führung (10.) wurde ein 5:8-Rückstand. Sigurdsson raufte sich angesichts der Pannen im Angriff die Haare und nahm eine Auszeit, um seine Spieler aufzurütteln und mehr Konzentration zu fordern.
Das fruchtete. Im Handumdrehen schaffte der Europameister mit fünf Treffern in Serie das 10:8 (22.), auch weil der extra für einen Strafwurf eingewechselte Torhüter Silvio Heinevetter einen Siebenmeter parierte. «Heute mussten 55 Minuten Handball reichen», sagte Patrick Wiencek. Dank der bissigen Abwehrarbeit erkämpfte sich die deutsche Mannschaft immer wieder den Ball, setzte sich auf 14:10 (27.) ab und führte zur Pause mit 17:13.
Der zu großer Form auflaufende Torhüter Andreas Wolff war auch im zweiten Durchgang ein Erfolgsgarant. Dank seiner Paraden konnten Kapitän Gensheimer und Tobias Reichmann Konter um Konter laufen. So baute der Europameister seinen Vorsprung auf 23:16 (41.) aus und feierte am Ende einen verdienten Erfolg.
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(dpa)